Samstag, 28. August 2010

der bleibende Eindruck



Wie wäre es, ganz im Gegensatz zu meinem letzten August-Blog-Eintrag, mal wieder mit einem kleinen Bericht zur Dienstleistungs-Wüste Deutschland?
Gerne - also:
Wegen eines jetzt aktuellen Umzugs meines Büros brauche ich, neben einem neuen Telefonanschluß und anderen technischen oder organisatorischen Hilfestellungen, noch so etwas Profanes wie neue Visitenkarten. O.k., auch bei diesem Umzug könnte ich, wie in den Jahren zuvor, natürlich wieder ein bis zwei Stories über meinen Lieblings-Feind Telekom ins Netz stellen, aber ich will Euch ja nicht immer mit demselben Kram langweilen. Obwohl es auch diesmal..... nein, Schluß!
Visitenkarten sind eigentlich gar nicht so spannend. Früher ging man zum Drucker, brachte alle persönlichen Daten mit, suchte sich aus einer großen Mustermappe auf der Theke etwas aus und hatte bestenfalls sogar noch ein eigenes Logo parat, welches im Sinne des "CI" wieder verwandt werden konnte.
Heute setzt man sich dafür an den Bildschirm, googelt "Visitenkarte drucken" und hat ungefähr 822.000 Eintragungen ( und das in 0,6 Sekunden).
Bequem wie ich bin, nehme ich eine der ersten (...gibt es wirklich Leute, die sich dann den letzten Eintrag auch noch ansehen?).
Gesagt, getippt: ich habe in ein paar Minuten Design, Anzahl, Daten, Rückseite und Lieferadresse fertig. Es geht an die Bestellung. Erst jetzt zeigt sich, was einen cleveren Druck-Sachen-Anbieter ausmacht: das gewünschte Design kann ruck-zuck auf alles übertragen und bestellt werden, vom Kuli über Magnet-Clips bis zum Werbe-Block mit Klebezetteln.
Als besonderes Gimmick gibt es eine "elektronische Visitenkarte". Sie kann dann an jede e-Mail angehängt werden und sieht aus wie die aus Papier. Gefällt mir und ich bestelle sie im Gesamtpaket mit.

---Ein paar Tage später---

Die Mail der Firma sagt mir, daß ich mich in mein Konto einloggen und die Karte herunterladen kann. Ich weiss gar nicht, wieviel "Konten" ich mittlerweile schon so habe. Man braucht ja heute Konten zum Ausdrucken von Kochrezepten, zum Verkaufen bei eBay genauso wie zum Zahlen einer Mitgliedsgebühr für eine Foto-Website, auf der man seine Bilder veröffentlicht. Man hat dann zwar 1000 Passwörter irgenwo rumfliegen, aber kriegt leider auf den Konten weder Zinsen noch kann man überziehen. Ich schweife ab.....

Service-orientiert, wie die Firma sicher ist, steht die Anleitung zum Einrichten der elektronischen Karte direkt dabei - easy also.
Ich folge der Anleitung - tut´s nicht. Nochmal - wieder nix. Entgegen der Aussage, daß ich nach einem Speicherort gefragt werde, fragt mich mein freundliches laptop nur, mit welchem Programm ich die Datei öffnen möchte. Ratlosigkeit macht sich breit.
"Sollten Sie wider erwarten Schwierigkeiten mit unseren Produkten haben, wenden Sie sich bitte an unser Service-Team."
Gerne.
Wo isses denn? In der Mail gibt es weder eine Telefonnummer noch eine Mailadresse. Ich habe übrigens das Gefühl, bei allen Firmen, wo man sich beschweren kann, werden erst einmal - vom Vorstand verordnet - alle Telefonnummern aus der eigenen Homepage und den Mails an Kunden entfernt. Das ist die "Wer- uns- nicht- findet- kann- sich- nicht- beschweren" - Guerilla-Taktik.

Nach einigem Blättern in der Homepage stoße ich auf den Text: "Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können sich an unsere spanische Tochtergesellschaft Vistaprint Espana, S.L. Calle Bac de Roda, 64, 08019 Barcelona, Espana wenden."

Ist ja stark.

Aber ich gebe nicht auf und beantworte einfach die mail, die ich bekommen habe, indem ich mein Problem schildere und auf Antwort hoffe.
Die Antwort kommt:
"Bitte wenden Sie sich bei Kundenanfragen nicht an diese Adresse, sondern nutzen sie folgenden Link

support-bxat38ya11u18rb7r4vrpqgwkmzw4k@e.vistaprint.com "

Klar, auf diese Adresse wäre ich natürlich auch selbst gekommen, ich war wohl nur zu faul...
O.k., eine Chance geb ich denen noch. Also, den Text nochmal eingeben und hoffen. Was kommt nach nicht einmal drei Stunden zurück? Dieselbe Hilfestellung, die bei der Original Mail mit der Datei dabei war!!!
Aber entgegen der ersten Info-Mail steht da nun wenigstens eine so verständliche Mailadresse wie "kundenservice@ _____ für den "unwahrscheinlichen Fall eines Problems".
Letzter Anlauf: das ganze nochmal mit einer nicht mehr ganz so freundlichen Begleitmusik an diese Adresse geschickt. Eine Stunde später: dieselbe Textmail noch einmal!!!! ( Ihr werdet unschwer feststellen, daß sich die Anzahl der Ausrufezeichen wieder gesteigert hat).
Jetzt reicht´s mir. Ich stöbere durch sämtliche sinnvollen und blödsinnigen Unterverlinkungen der Firma und erreiche ENDLICH (!!!!!!!) eine Telefonnummer.

"Kundenservice, guten Tag, mein Name ist Gottlieb Unvermögen, wie kann ich Ihnen helfen?"

Der arme Kerl am Hörer muß wahrscheinlich den ganzen Tag nur aggressive, schreiende und den-Vorstand-sofort-sprechen-wollende Kunden ertragen, denke ich mir. Daher bin ich da erstaunlich höflich.

Die Lösung des Problems: mit meinem Mozilla Firefox Browser ist ein Vorgehen wie beschrieben nicht möglich. Ich muß die Datei erst umbenennen und dann auf .exe klicken - schon geht´s.

Warum, um Himmels Willen, kann so etwas nicht direkt im Anschreiben erwähnt werden?
" Sie haben Recht, ich werde es an unsere EDV Abteilung weitergeben, vielen Dank."

Das Leben könnte so einfach sein.

Sonntag, 8. August 2010

Sauber ist wichtig...




So, die neue Wohnung ist soweit fertig, eingerichtet und muss nur noch sauber bleiben. Ich höre mich also nach einem guten Geist des Schrubbers um und frage bei den Nachbarn, wen man denn so empfehlen könnte.
Kein Problem, die Perle der Nachbarin ist wohl "super" und wird gefragt, ob sie noch Kapazitäten frei hat. Leider nicht, aber sie kennt eine andere, die es wohl gerne machen würde.
Und so kommt ein paar Tage später Frau S. aus E., gebürtig aus Bosnien mit einem netten Akzent und vertrauenswürdigem Wesen zum Vorstellungs-Gespräch. Wir sind uns schnell einig und nachdem ich ihr alles gezeigt habe, will sie auch anfangen. Nun bin ich jemand, der gerne möglichst freie Hand läßt, was das Kommen und Gehen, die Putzmittel-Wahl etc. betrifft. Ich werde den Teufel tun und irgendwelche Putzmittel vorschlagen, da das nun wirklich kein Fachgebiet von mir ist und ruhig jeder da seine eigene Philosophie entwickeln soll.
Frau S. bekommt also einen Schlüssel, soll mir sagen, wann sie kommen kann und sich zunächst alle Putzmittel einmal zusammenkaufen, vom "System-Schrubber" über nur dieses eine gute Mittel für die Küche bis wer- weiss- was.
So weit, so gut.
Dienstag sollte sie zum ersten Mal kommen.
Kam sie auch, als ich im Büro war.
Entsprechend gespannt öffne ich abends die Wohnungstür - ein bißchen wie Bescherung ..
Alles sauber - prima.
Ein Gang durch Küche, Bad und andere kritische Stellen bringt nur Erfreuliches zu Tage. Zufrieden setze ich mich abends zum Lesen auf die Couch.
Aaah...Ruhe...Feierabend...Füße hoch...Hütte sauber.
"Pfffschssst....."
Ein Geräusch läßt mich zusammenfahren. Was war das denn? Ein Tier im Wohnzimmer?
Nun muss ich dazu sagen, daß das bei mir mit der meist offenen Terrassentür öfter vorkommt, auch wenn ich selbst kein Tier habe. Der Kater Kasimir von meiner Terrassennachbarin Helga, der Retriever Yoda , der immer dann pünktlich bei mir zur Tür rein kommt, wenn ich Eier mit Speck frühstücke, alles gern gesehene Gäste.
Aber die Tür war ausnahmsweise zu und heute morgen war keiner drin, den ich eingesperrt haben könnte.... o.k., vielleicht hatte ich mich verhört.
Ruhe...
Ca 20 Min. später : "Pfffschssst..."
Da war es wieder! Jetzt war ich mir sicher! Eine ungefähre Ortung hatte ich auch: irgendwo aus Richtung Wohnzimmerschrank.
Eine Maus drunter? Irgendwas im Schrank umgefallen? War ein Papier dahintergerutscht? Nichts.
Als ich gerade wieder aufs Sofa möchte, macht es wieder "Pfffsssscht..", fast direkt vor mir. Gleichzeitig verbreitet sich ein Geruch mit einer Mischung aus Bahnhofs-Toilette und Blütenextrakt um mich herum.
Ich blicke auf einen 20 cm hohen Sockel mit einer Düse. "Air-Wick" steht drauf. Meine Putzfrau hat es (zu) gut gemeint.
Bei näherer Untersuchung zeigt sich, das Ding pffftet alle 20 Minuten. "Magnolie/Kirschblüte" soll das sein, was da rauskommt...daher die Bahnhofs-Assoziation.
Gott sei Dank hat das Ding einen Knopf zum Abstellen.
Seit dem steht es abgeschaltet auf dem Schrank. Ich schwanke zwischen wegschmeissen und anstellen, wenn ich weiss, die Putzfrau kommt....man will ja keinen am Anfang demotivieren. Was schlägt der Leser vor?
Man kriegt ja heute so schwer gute Hilfskräfte....