Donnerstag, 12. Juli 2012

...und jährlich grüßt das Murmeltier

Urlaub! Sommer, Sonne, Fotografieren, Ausschlafen und keine Mails. Mit diesen oder ähnlichen Schlüsselwörtern geht es  gedanklich bei allen los, wenn sich die Tage im Kalender nähern, die einfach einen Strich von 8.00 bis 20.00 Uhr haben. Da ich noch von der alten Zunft bin und Taschenkalender nutze, geniesse ich es, diese Striche auf Papier zu ziehen!

Aber was passiert dann, wenn die Abreise / der Abflug ansteht? Hier ein Abriss meiner jährlich wiederkehrenden Items, an der ich feststelle: es ist Reisetag.

1.Entmüllen meines Portemonnaies: das ganze Jahr laufe ich mit einem Geldbeutel rum, der (leider) nicht dick ist von Geld, sondern überquillt von nicht wichtigem Zeug wie Kundenkarten von der Metro, Payback, Kleidungsketten, grüner Versicherungskarte (braucht man die überhaupt noch?), Organspendeausweis etc.. Aber für die zwei Wochen Spanien meine ich auf einmal, das muss alles raus. Verrückt, oder?

2. Verdammt wo ist bloß diese Badehose? Entgegen meiner mantraähnlichen Beruhigungsgedanken, dass ich schon alles habe, taucht eine Minute vor dem jetzt wirklich nötigen Schliessen des Koffers irgendwas auf - beziehungsweise taucht es eben nicht auf und fehlt somit. Kreditkarte, Sonnenöl, Speicherkarte für die Kamera - irgendwas ist ja immer. Aber nächstes Jahr fange ich mit dem Packen eher an...

3. Kaum sitze ich im Taxi oder S-Bahn zum Flieger kommt der allseits bekannte Moment: hab ich eigentlich das Fenster zu (...die Tickets eingesteckt, die automatische Mailantwort im Büro eingestellt, den Kühlschrank ausgemistet...t.b.c.). "Katze füttern" kommt nicht (ich habe keine). Wenn man an alle Steinchen, die einem dann vom Herz plumpsen einen Haken machen kann, ist die Welt bis zum Flughafen erst mal wieder in Ordnung.

4. Start der Reise heisst Verhungern! Kaum 100 m von zuhause weg signalisieren sämtliche dafür zuständigen Körperteile, dass man jetzt sofort was essen muss. Dieser Moment wird von mir schon seit Jahren erfolgreich mit dem Öffnen einer Tafel Ritter Sport (Marzipan) bekämpft - auch morgens um halb sechs. Reste davon finde ich dann meistens bei der Ankunft im Hotel sonnendurchglüht und dementsprechend teilgeschmolzen im Bordgepäck.

5. Einchecken: erste Möglichkeit, sich über deutsche Urlauber aufzuregen und zu hoffen, dass die Familie aus Herne (siehe Kofferanhänger) vor einem in der Schlange nicht im selben Hotel wie man selbst landet, anderenfalls muss man sich die ganzen Tage das Gepiepe und Gedingel des Spielcomputers ihres deutlich zu fetten Achtjährigen anhören. Ich stehe übrigens auch hier, wie in jedem Supermarkt, immer falsch, weil gerade bei mir in der Schlange die Auszubildende am Schalter noch nicht mit der Platzzuweisung der Software zurechtkommt und es eeeeeeewig dauert. Klar, dass ich daher auch den Platz neben Familie Herne im Flieger kriege.

6. Flug: Hier sei es nochmal allen Mitreisenden gesagt!!! Wer zuerst im Flieger ist, ist nicht eher am Ziel als der zuletzt Einsteigende! Und eine Bitte an das fliegende Personal: falls irgendwie möglich
 n i c h t wieder Mr.Bean als Vorfilm - die letzten 30 mal sind noch präsent!
Und nützt es irgendwas, hier zu erwähnen, dass das Applaudieren bei der geglückten Landung so was von daneben ist? Falls Sie es nicht wissen: die da vorne machen das beruflich! Klatschen Sie, wenn Ihr Taxifahrer sie dahin bringt, wohin Sie wollen? Also!

7. Koffer-Logistik: langjährige Versuchsreihen, das Gepäck zeitlich so aufzugeben, dass es am Ende als erstes rauskommt, sind fehlgeschlagen. Wer andere Erfahrungen hat, möge sich bitte melden.

Ab da - also ab dem ich wieder Herr über meine Siebensachen bin - nimmt die Regelmäßigkeit ein Ende, da sich die Dinge überall unterscheiden. Serviceleistungen vor Ort können durchaus kuriose Formen annehmen, wenn man nach dem Rausmarschieren bei "Transfer incl." warten muss, bis 95% aller Fluggäste das Gebäude verlassen haben, um den Fahrer zu finden, der einen mitnehmen soll. Einmal (in Bali) schlief er mit meinem Namensschild auf dem Bauch (verkehrt rum) an einer Säule der örtlichen Mietwagenfirma.
Aber das sind Einzelgeschichten und kommen vielleicht ein anderes mal.