Beide Themenbereiche werden oft
gleich behandelt – wie falsch! Zeit ist Geld: ganz falsch!! Zeit sparen: geht
kaum. Geld sparen: geht sehr wohl. Das als Einleitung.
Alles Denken beginnt schon mit
dem Ursprung: Zeit „ist da“ bzw. hat jeder von uns – nicht unendlich, aber zunächst
einmal (bei Geburt) genug. Das Bewusstsein darüber, dass die einem zur
Verfügung stehende Zeit endlich ist,
wächst erst mit den hoffentlich noch kommenden Jahren. Am deutlichsten kann ich
es beobachten, in dem ich meine Geduld bei „Hotline“-Warteschleifen-Gedudel
immer eher schwinden sehe.
Mittlerweile bekomme ich einen Schrecken, wenn ich schon wieder einen Monat an meinem Kalender abreiße.
Was hast du diesen Monat, diese Woche, heute… eigentlich getan und mit deiner
Zeit angefangen? Schon wieder Weihnachten: Schock!
O.K., man kann „Zeit sparen“. Man
fährt einen kürzeren Weg, ist daher eventuell schneller da und hat mehr Zeit
für…? Für was? Ist es wichtig, in kürzerer Zeit mehr Arbeit geschafft zu bekommen
als früher? Die Werbe Sing-sangs der Nachkriegszeit versprachen den noch nicht
emanzipierten Hausfrauen beim Einsatz von Waschmaschinen zwei Stunden, bei
Spülmaschinen eine Stunde, bei Staubsaugern eine halbe Stunde, bei Mixern zehn
Minuten und bei Mikrowellen später nochmal eine halbe Stunde Zeitersparnis. Was
hat die Dame damit angefangen? Hätte sie nicht ab da im getupften Kleid
(BURDA-Schnittmuster) den halben Tag auf der Couch vor dem Nierentisch und der
Tütenlampe sitzend die „Quick“ oder „Bunte“ lesen können, bis der abgekämpfte
Gatte mit Hut und Aktenkoffer im ersten Opel Rekord aus dem Büro kam?
Mitnichten. Hat sie nicht. Die Zeit war einfach weg.
Warum lässt man sich heute vom
ständigen Strom der Klicks und Bimmeleien auf Laptops und Smartphones fesseln?
Was verpasst man, wenn man die ach so wichtige SMS erst zwei Stunden später
liest? Nichts. Die Information, dass das eigene Kind in den Händen
terroristischer Einwanderer aus dem Sudan ist, gefesselt in einer Gletscherspalte
in der Schweiz liegt und die Million morgen früh im Koffer auf einem Flugfeld
in Mecklenburg stehen soll, bekommt man
sicher erstens selten (ich mangels Million schon gar nicht) und zweitens dann auch
anders. Da besteht schon eine gewisse Bringschuld seitens der Sudanesen.
„Ich hab keine Zeit.“ Klar, wie
auch. Als Kind ging man nach den Hausaufgaben raus und besuchte Hartwig oder
Olaf zum Spielen – man konnte sicher sein, mindestens einer hatte Zeit und war
da. Versuche, heute mit Freunden einen Termin für ein gemeinsames Essen, ein
Billard-Spiel oder so im Kalender zu finden, werden zusehends mühseliger: „…mal
sehen, was im Juli so geht.“
Zeit ist Geld. Ein Spruch, der
oft gehört und selten wahr ist. Fällt bei mir in die Kategorie „Stramm
behauptet ist halb bewiesen“.
Wo soll er stimmen? Wenn ich
einen Handwerker bestelle, nimmt er dieselbe Summe, ob er zehn Minuten oder
eine Dreiviertelstunde an meiner Waschmaschine schraubt. Der ernährt sich von seiner
Anfahrts-Pauschale, vor allem, wenn der nächste Kunde zwei Häuser weiter wohnt und er dieselbe nochmal berechnen kann. Ich bin übrigens sicher, daß die erfolgreichsten Installations- und Elektrofirmen die mit einem Logistik-Fachmann in der Belegschaft sind, der auf der Basisi die optimalen Tagestouren berechnet.
Verdiene ich mehr Geld, wenn ich in
meinem Job einen Kunden zum Thema Rente in einer halben Stunde anstatt in zwei Stunden berate? Nein, oder wie der
Holländer sagt: vice versa. Ich verliere ihn eher, wenn er sich oberflächlich
behandelt fühlt.
Zeit ist Geld. Der einzige Punkt,
an dem ich diesen Spruch erfüllt sehe: im Parkhaus. Ich habe mir übrigens
geschworen, in meinem nächsten Leben kaufe ich ein Parkhaus – ein sichereres
und leichteres Einkommen kann ich mir nicht vorstellen.
Apropos Einkommen: Sparen kann
man Geld. Aber auch da gilt – wie bei
der Zeit: es macht nur Sinn, wenn es sinnvoll verwendet wird. Ein Plus auf dem
Konto in Strafmandate, Handyversicherungen oder Bananenschneider von Tchibo zu
investieren, macht überaus wenig Sinn. Für Reisen, Bücher und gutes Essen zahle
ich dagegen gerne. Aber selbst wenn man mehr hat, ist es nicht immer mehr Wert.
Siehe USA: irgendwann rollt die Inflation los, weil Mr. Bernanke und Konsorten seit
Jahren so viel Öl auf die Gelddruck-Maschinen gegossen haben, dass sie
irgendwann drauf ausrutschen.
Fazit aus meiner Sicht: was hier Sinn macht, ist ein Equilibrium. So,
jetzt hab ich den Humanisten auch mal rausgelassen. Verdiene ich die Million,
hab ich keine Zeit für mir wichtige Dinge (außer beim Parkhaus). Verdiene ich
kein Geld, hab ich keine Zeit bzw. brauche sie, um die Banken wegen meines Kontostandes
zu beruhigen. Dazu beim nächsten Mal.