Freitag, 15. August 2014

"Stagnation macht meinen Geist rebellisch! Geben Sie mir Probleme, geben Sie mir Arbeit!"



Wenn man mal so richtig den Bildungsbürger heraushängen lassen will, sollte man im Gespräch zwischendurch locker einwerfen, dass man die Weisheiten des Konfuzius immer gerne im Original-Text liest, aber natürlich nicht in der allgemeinen chinesischen Version, sondern im Landesdialekt  von Shandong (seiner Heimat-Provinz, „wie ihr ja alle wisst“). Ab da steht man dann auf der Party relativ einsam in der Ecke oder  ist das Zentrum des abendlichen Universums – je nach Gästeschar.
Ganz so hoch wollen wir mal nicht raus. Trotzdem ein kleiner Versuch von hier: neulich war mal wieder Büchermeile am Rhein und ich hatte dummerweise auch noch den Rucksack dabei. Sechs Stück wurden es dann. Eins davon wiegt soviel wie die anderen alle zusammen und wird mich wahrscheinlich über den kommenden Regen im Irland-Urlaub hinwegbringen. „The Complete Sherlock Holmes“ by Sir Arthur Conan Doyle.(Nein, ich lese keinen kindle).
Ich werde mal wieder intensiv an meinem Sprachschatz basteln können und alle dicken anglophilen Nervenstränge in meinem Inneren zum Schwingen bringen, wenn es über 1122 Seiten (kleingedruckt) um London, Clubs, Tee, Indien, Picadilly, tragedies, Gentlemen und  dockyards geht. Aber vor allem: die Sprache. Ein ausgefeiltes Wortgeflecht von Andeutungen, sensiblen Umschreibungen, Humor und noch unbekannten Vokabeln.
Ein erstes  Beispiel  im  Vorwort von Christopher Morley über Conan Doyle: „Those of us who in earliest boyhood gave our hearts to Conan Doyle, and have had of him so many hours of good refreshments, find our affection unshakable. What other man led a fuller and heartier and more masculine life? Doctor, whaler, athlete, writer, speculator, dramatist, historian, war correspondent, spiritualist, he was always the infracaninophile –the helper of the underdog.”
Infracaninophile – ein Wort, welches man so im Museum ausstellen könnte. Nie benutzt worden, aber treffsicher. Quasi noch mit Preisschild dran.
Ich freu mich drauf.

Freitag, 8. August 2014

Jetzt nur noch 45 Pfannen auf Lager!



Ein Knaller und für mich Höhepunkt einer jeden Zapp-Aktion ist das Hängenbleiben an Verkaufskanälen. Die Jungs haben es drauf.

Die Sauna für unterwegs, das Gurkenhobel-Set mit Weltraum-Technik, Vinyl-Pullover mit Formel 1 (Entschuldigung: U-Boot) Kragen auch in Größe XXXXXL, Hundefutter mit Diät-Garantie, Reinigungsmittel aller Art für Herde und Gartenzäune,  Parfüms  aus dem Hause „Magnolia“ mit limitierter Stückzahl. Wer sowas verkaufen kann, stand im Mittelalter und auch heute noch  an Wochenenden auf den Märkten der bekannten Welt oder sieht mit angeschweißtem Lächeln in eine Kamera.

Die Bälger schlafen abends endlich in den kuschelweichen Satin-Baumwoll-Aktiv-Gemisch-Bettwäschen, nachdem Frau H.  zum Abendessen für sie die selbstgezauberte Lasagne aus der Aluguß-Hybrid-Form (43,-€ incl. Versand) gemeißelt hat. Nun sitzt sie mit der elektrischen Lamm-Imitat-Decke aus vorgereinigten Neuseeland-Nylonfaden auf dem Sofa und schaltet ihren Lieblingssender mit der 30 in 1 – Fernbedienung incl. LED Lampe zum Lesen der TV Zeitung ein.

Ihr Star Designer Roberto Samtino lässt heute wieder Hausfrauen wie Frau H. (nur zwei Kleidergrößen umfangreicher) mit sicherer Hand über den mit frischen Plastikblumen dekorierten Sperrholz-Laufsteg wanken, verführerisch die unter Taft und Tweed versteckten Hüften schwenkend. Nur Eingeweihte können erkennen, dass diese Freizeit-Models zwischendurch auf Norbert Kehlig blicken, der als Regisseur verzweifelt hinter der Kamera Tipps zum unfallfreien Ablauf der Veranstaltung flüstert  („Frau Kuhn! Links, rechts, links…, nein: links!“).

„Marüa, nu zeisch disch nochemal von vorn, nischewahr, dou Hollde, dou.“ Ja, man nimmt bei dem braunverbrannten Designer Roberto aus Mailand das Sächsische kaum noch wahr, das muss man gestehen. Frau H. ist aber auch wirklich abgelenkt. Allzu fließend gleitet der Taft, zu bunt sind aber auch wieder die Designs im frischen und doch zeitlosen Frühlings-Look.
Zu ihrem Schrecken bemerkt  sie aber da doch unten rechts eingeblendet, dass wirklich nur noch 256, nein..250, 247…oh Gott….!  Jetzt heißt es handeln. Nachher hat Frau Riebenkötter von nebenan wieder das vorletzte Stück ergattert, wie neulich bei den Entsaftern mit Gurken-Aufsatz.
Mit zittrigen Fingern drückt sie die Hotline-Taste (mittlerweile gespeichert) und bestellt das Frühlings-Ensemble, dreiteilig, mit angehäkelten Mäusezähnchen und Nappa-Kragen zum einmaligen Sonderpreis von 345,-€ incl. sofortigem Versand.

Völlig fertig und selig entgleitet sie in den Schlaf und stellt den Wecker vorher noch auf 23.30 Uhr, wenn es bei KPU wieder heißt „Schätze der Welt für Sie zuhause!“. Vielleicht werden ja die aus Quartz-Koralle geschnitzten  Wildtiere der Serengeti als echte Wertanlage für später doch mal im Preis gesenkt….das Warzenschwein in 1000er Auflage aus der ersten Sendung hatte sie für günstige 123,50€ plus Versand natürlich sofort bestellt. 
Nun sieht es aus der Schrankwand auf sie herab und wünscht gute Nacht.

Montag, 4. August 2014

Sternchen, Schirmchen, Flaggen, Smileys – it´s time for testing



Alkoholfreies Bier, Toaster, Wellness-Hotels, Zahnreiniger, Partner-Plattformen, Katzenfutter, Taschenrechner, Inkontinenz-Windeln, Laubgebläse, Tagesgeld-Konten, you name it. 

Alles ist aus typisch deutscher Sicht der Dinge erst wert im Supermarkt-Regal meines Vertrauens aufzutauchen, wenn es mindestens ein paar Sternchen oder Schirmchen in irgendeinem Test bekommen hat. Und wenn nicht, wird der wissende Konsument jetzt erst recht bewusst daran vorbeigehen und zum daneben liegenden - und getesteten - Müsli-Riegel greifen.

Was diese Tester an Marktmacht ausüben, kann man nur vage vermuten. Als der Sturm vor ein paar Monaten über der quadratischen Schokolade ausbrach, wird der Hersteller sofort derbe rote Zahlen eingefahren haben. Und wenn die Mineralwässer bei Aldi Ost nach Meinung einiger Weisskittel nicht den richtigen Felsen-Geschmack mit nach oben in die PET-Flaschen spülen, wendet die familienverantwortliche  Hausfrau ihren Tuareg auf dem Parkplatz, um sich die Six-Packs eben bei LIDL über die hohe Ladekante zu hieven. Da bleiben schon mal ein paar Tausend Paletten bundesweit einfach so ungekauft stehen.
Dass solche Tests am Wirtschaftsstandort Deutschland einfach so ohne böse Worte hinterher und Barmittel im Umschlag vorher ablaufen, das mögen andere glauben. Dazu bin ich schon zwei Wochen zu lange auf der Welt, als dass ich da noch ausschließlich an das Gute im Tester glaube. Oder zumindest nicht nur.

Ob sich da dann die gelben Engel auf einmal als nicht ganz so bibelfest erweisen oder  im ZDF das Motto „Mit dem zweiten sehen wir auch nix“ durchsetzt: es werden wohl noch so einige andere Institutionen den (vorher als sauber getesteten) Bach runtergehen, wenn man mal nachgräbt.
Aber bis es soweit ist, kann man es ja noch mal positiv nutzen…
Und so wurde ich (bzw. dieser Blog) auch getestet (Siehe Label rechts), und zwar auf Reputation (ja, hab ich), Inhalte (hab ich auch), Integrität und Usability. Überall gab´s ne 1 oder 2, nur bemängelte das hohe Gericht, dass ich auf zu wenig führenden Web-Portalen genannt werde.  Besser kann man ja gar nicht bemängelt werde, als dass einem einer sagt, man solle doch bekannter werden!
Also: verehrtes Publikum, teilt, abonniert, liked, verbreitet, postet und posaunt es einfach raus, dass ihr hier gerne drin herumlest. Irgendwas wird schon hängenbleiben, und sei es bei der NSA. Vielleicht krieg ich ja dann bei der nächsten USA Reise eine schnellere Visa-Kontrolle.

Schöne Woche noch!