Montag, 2. März 2015

Fischauktionshalle Hamburger Hafen, Sonntagmorgen um 11



Parkplatzsuche am Ufer entlang, Aussteigen und 200 m bei strömendem Regen zurück zur Halle. Wir joggen über das glitschige Kopfsteinpflaster des schon zu Ende gehenden Fischmarktes vor der Halle und entgehen knapp den Duschen, die sich von den Zeltdächern der Stände ergießen, wenn man es am wenigsten erwartet.
Dann das Gebäude am Ufer: ein Trumm aus Backsteinen und Metallstreben, gebaut um die Jahrhundertwende, als an den Kais davor nur Dreimaster und kleinere Segler festmachten, nicht wie heute die 200 m – Frachter mit Containern. Der Eintritt durch das Metalltor gibt sofort den Blick auf eine tolle Szene frei. In der Mitte die Brauereibänke, drum herum Verkaufswagen mit Fischbrötchen, Kaffee, Bier, Kalamaris, Bratkartoffeln und Spiegelei. Am Ende der Halle eine Bühne, auf der heute laut Plakat an der Seite „Mecki & Friends“ spielen. Haben wohl gerade Pause die Jungs, daher laute Konservenmusik - „Sun of Jamaica“ – der Ort wird seinem Ruf als Tor zur Welt gerecht.
Auf der Galerie oben sitzen die feineren Damen und Herren beim Brunch für 19,50€ und sehen auf das Spektakel amüsiert hinab. Wir aber mittendrin, so muss es auch sein!
Wenn man den Blick von der wirklich imposanten Architektur mit verschnörkeltem Stahl dann wieder nach unten zwingt, fühlt man sich eigentlich selbst mitten auf der Bühne: alle Arten menschlicher Individuen um einen herum lassen keine Langeweile aufkommen. Hier findet sich die obligatorische asiatische Touristengruppe, die aus dem Knipsen nicht mehr raus kommt neben den Zwanzigjährigen und – innen, die – aus Optik und Odeur zu schließen – die Nacht durchgemacht haben und hier jetzt alleine oder zu zweit auspendeln. Die alten Herren mit zurück gegeltem Haar und Lederjacke sehen aus wie Peter Kraus in seinen Siebzigern, manche tanzen – etwas wackelig – vor der Bühne alleine rum und lächeln mit entgleistem Blick alles an, was sie quasi aus Instinkt noch in die Kategorie „weiblich“ einsortiert bekommen.
Wir schwärmen aus zum Essen besorgen: Brötchen mit Lachs, Krabben und Kalamaris plus Knofi-Sauce sind Trumpf, die Bratkartoffeln mit Spiegelei sehen auch klasse aus – aber eins nach dem anderen. Für ein Bier steht man zehn Minuten an, für einen Kaffee gar nicht – das zeigt die gastronomische Bandbreite in Sachen Getränken morgens um elf. Überhaupt, der Alkohol: was an Gerüchen so an einem vorbeizieht, rechtfertigt das Rauchverbot. Promille werden hier binnen Sekunden zu Prozenten verdichtet und offenes Feuer sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Mecki und seine Jungs, alle schon hoch in den Fünfzigern, starten lautstark ihr Evergreen-Repertoire und sofort ist auch der alte Käpt´n mit Prosecco Glas und starker Schlagseite wieder zum Tanzen klar auf´m Deck. War wohl lange auf See, der Gute, daher der Gang.
Kurz vor zwölf dann noch der letzte Gang zur Currywurst. O.k., irgendwas ist ja immer – keine mehr da. Trotzdem, da muss man mal gewesen sein!