Mittwoch, 13. Januar 2016

Die Polizei – ein persönliches Meinungs-Update

Gaaaaanz früher stand er mal mitten auf der großen Kreuzung auf einem Podest, mal mit, mal ohne Dach drüber. Von da oben winkte er – schon fast majestätisch - im weißen Mantel mit weißen Handschuhen und Mütze. Jeder VW Käfer und Opel Kapitän wusste Bescheid, wann er dran war und wurde von ihm in Spuren sortiert, angehalten, durchgewunken und mit bösem Blick ermahnt, wenn er sich nicht korrekt verhielt.
 Oder man traf ihn – jetzt in Grün – in der Stadt zu Fuß als Ansprechpartner und Helfer in allen Fällen. Ob man eine Straße suchte, die Katze auf dem Baum saß oder eine Oma umgekippt war: der Mann half. Unser „Herr Wachtmeister“. Er prüfte abends schlecht geschlossene Türen, kannte seine „Pappenheimer“ im Viertel mit Namen und man hatte etwas, was man eine Respektsperson nannte.

Dann kam die Zeit, da wurde er eher zu meinem ungeliebten Gegenüber. Wenn ich nach 22 Uhr mit 16 noch in der Disco stand oder mit frisiertem Mofa durch die Stadt qualmte, eventuell noch ein Pils zuviel dabei. Nun wandelte sich der persönliche Helfer im kollektiven Teenie-Jargon zu “die Bullen“. Aber: wer wäre man gewesen, wenn man die nicht für voll genommen hätte..
Dieses Bild hat sich gewandelt.
Heute muss ich diese Damen und Herren, so verwundert ich es mit noch gefühlter halber Jugend-Seele zugebe, bedauern und bewundern. Ich erlebe sie in ihrem Job als Spielball zwischen allen existierenden Instanzen. Wenn sie gebraucht werden, sind sie meist schon zu Hundertschaften bei irgendwelchen Fußballspielen eingesetzt und dürfen am Wochenende „Sportfans“ nach Pyrotechnik, Schlagringen und Baseballschlägern durchsuchen. Kommt es zu „Auseinandersetzungen“ mit nicht ganz so sportlich eingestellten Besuchern, ist das Risiko, für den eigenen Arbeitgeber ein Auge zu verlieren oder sonst wie körperlich versehrt nach Hause zu kommen, hoch.
Die Ermittlung in Straftaten, die Verfolgung und Verhaftung von Tätern sowie das anschließende stundenlange pflichtgemässe Verfassen von  Berichten (teilweise geschönt, weil die öffentliche Statistik ja stimmen muss) auf der Dienststelle muss enorm motivieren, wenn man heute frisch bei einer Straftat gestellte Verbrecher der Justiz übergeben hat und man sie spöttisch lächelnd morgen schon wieder an gleicher Stelle trifft.
Die schwere Jugend, das Bereuen der Tat, in dubio pro reo, positive Zeugenaussagen aller Verwandten …all das führt zu einem „oh, oh, oh“ des Richters verbunden mit dem eindringlichen Verweis, demnächst keine Handys mehr zu klauen oder bitte nicht mit 150km/h nachts durch Köln zu brettern und Leute tot zu fahren    ( „Musse nich tun“ würde man dort sagen). Kurz: die volle Härte des Rechtsstaates hat sie getroffen.

Überstunden ohne Ende müssen sein, das liegt alleine schon an den aus Kostengründen abgebauten Stellen. Überall wird geflickt, man müsste 48-Stunden-Tage für sie erfinden.
Aber wehe, irgendwo in der Eifel wird eingebrochen und es dauert 20 Minuten und länger, bis überhaupt ein Polizist auftaucht. Oder es steht eine winzige Menge Polizei auf einmal vor dem Hauptbahnhof mehreren Hundertschaften von Menschen gegenüber, von denen viel zu viele hätten verhaftet und abgeführt werden müssen. Da sind dann der Innenminister und sonstige Verantwortliche schnell bei der Hand und verdammen alles von oben, was sich „Polizei“ buchstabiert, weil nicht richtig mit der „Sachlage“ umgegangen wurde.

Woher um Himmels Willen nehmen diese Polizisten dann noch ihre Motivation, morgens aufzustehen und sich gegen das Unrecht bei uns zu stellen? Das Gehalt von 2000 bis 2500 brutto kann es da nicht sein, denke ich. Und die Einstufung auf der Imageskala der Berufe irgendwo ganz oben zwischen Feuerwehrmann und Zahnarzt auch nicht (obwohl ich von sowas als Finanzberater am Ende der Skala nur träumen kann…).
Mein Fazit nach ein paar Vorfällen solcher Art wäre: „macht doch euren Scheiß alleine!“ Daher: Hut ab!

Dienstag, 5. Januar 2016

Familienzuwachs oder: was lange währt…



als Peilhilfe nicht zu unterschätzen
Wer ab und zu in meinem Blog gelesen hat, wird im Juli 2014 mitbekommen haben, dass sich in mir wieder so eine Art Magnetismus zu altem Blech aufgebaut hatte. Der Mensch wird älter und schwebt immer öfter in den guten alten Zeiten herum, bei Autofahrern ist es noch etwas schlimmer.
Auf jeden Fall setzte seit der Zeit wieder die Suche nach einem "Fahrzeug mit Gesicht" ein. Alle gängigen Portale, bekannten Händler der Umgebung, Fachmagazine und sonstige Quellen wurden abgegrast, um dem Objekt der Begierde näher zu rücken. Nun muss man wissen, dass Oldtimer-Liebhaber noch (mindestens) eine Macke mehr als andere Autofahrer haben: man sucht genau dieses eine Modell, dieses Baujahr, diesen Motor, diese Farbe, diese Ausstattung und das am besten noch für lau und technisch top.
Soweit die Wünsche.
Um sich einen „Marktüberblick“ zu verschaffen, gurkt man dann auch schon mal bis nach Osnabrück oder Frankfurt, um sich „scheckheftgepflegte“ Spitzenteile anzusehen, bei denen man schon gewisse deftige Worte auf den Lippen hat, wenn man die Rostlauben zum ersten Mal live sieht. Der Begriff „Originalzustand“ ist tatsächlich sehr dehnbar, begreift man nach dem dritten oder vierten Anlauf. Selbst bei eindeutigen telefonischen Aussagen von Verkäufern wie „kein Rost“ wandeln sich vor Ort – thanks heaven! – diese Verbrecher in plötzlich von akuter Amnesie geheilte Wunderknaben, speziell wenn man das Auto auf der Bühne hat und die Löcher im Unterboden entdeckt, durch die man schon den Fahrersitz sehen kann. „Oh, jetzt seh ich´s auch!“
Probefahrten sind teilweise ungern geduldet, da man den Wagen ja „nur bei Sonne und ohne Salz gefahren hat und der prima läuft“. Sitzt man dann doch hinterm Lenker und tritt auch nach dem dritten Mal – diesmal mit leicht panischem Blick – ohne merkliche Reaktion auf die Bremsen, kommt netterweise von rechts die Erläuterung „ach ja, die Bremsen hat der TÜV auch bemängelt…“.
Nun, dies hatte ich alles in einer langen Kette von Erfahrungen hinter mir und es war noch einer in der Liste übrig. Blöderweise in Berlin. Aber zig Telefonate, Handybilder, Videoclips und Mails später war ich der Meinung: der oder keiner. Alles stimmte, 240 Diesel, Baujahr 1975, Serie "Strich 8", TÜV neu, Farbe und Ausstattung wie gewünscht. Ich also einen Billighin- und Rückflug gebucht und los ging´s.
Alles lief gut: der Besitzer holte mich am Flughafen ab, Bühnenshow, Probefahrt, Preisverhandlung in einer alten Berliner Kneipe und dann Vertrag. Peng, meiner! Da pfiff ich doch auf den Rückflug und nahm in gleich unter´n Arm. Die Nachtfahrt von dort legte er schon mal ohne Mucken hin.
ESC? APS? Bordcomputer? Park-Distance-Control?
Im Fahrzeugtest steht: 0- 100 km/h : ja
Hier steht er nun warm und trocken, wurde zwischendurch ein bisschen aufgepäppelt mit Motorwäsche, neuem Stern ( Sterne klauen ist eine in Berlin erfundene Sportart, habe ich gelernt!)  und dem ein oder anderen Teil, welches man halt aus Schönheits- und sonstigen Gründen im Alter von 40 Jahren so braucht. Ab und zu fahr ich ihn dann mal die ein oder andere Strecke und wecke beim Start des Treckers alle Mitanwohner auf. Ein trotzdem noch netter Nachbar lässt mich bis März bei ihm parken, da ich dann meine Japanschleuder im Leasing beende, einen Platz weniger brauche und mich ganz auf ihn konzentrieren kann. Einen Namen hat er auch schon: Wilhelm II. (... ich hatte vor 30 Jahren schon mal so einen, das war logischerweise der I.). 
nur echt mit dem Dackel








Kommentar meiner Tochter, als sie zum ersten Mal in Wilhelm Platz nahm: „riecht wie Heinrich!“          ( Mein 65er Käfer aus früheren Zeiten) 

So soll es sein.