… wissen sicher noch viele hier. Ich möchte sie nochmal kurz hochleben lassen.
In zartem Knabenalter von ungefähr vier Jahren wurde ich öfter von meinen Eltern, die durch den Beruf meines Vaters viel reisten, für ein, zwei Wochen bei meiner „Omi Hanni“ in Dortmund abgegeben.
Omi Hanni wohnt mit „Onkel Theo“, ihrem zweiten Ehemann, in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung in Dortmund Mitte. Es ist wirklich erstaunlich, an was für Details man sich noch heute erinnert – sechzig Jahre später. Zum Beispiel an die Fransen an den Teppichen, die ich jeden Morgen gerade kämmen durfte….aber ich schweife ab.
Es gab einen Kohlenofen in der Küche, für den man mit einer Kohlenkanne aus Metall Nachschub aus dem Keller holen musste, was immer ein kleines Abenteuer darstellte. Eine steile Treppe ins Dunkle, die man mit einem Drehschalter nur äußerst funzelig beleuchten konnte, führte hinab. Da ich unter hinter jedem Holzverschlag einen Einbrecher vermutete, war ich immer froh, wieder oben zu sein.
Der Lieferant brachte die „Ruhrkohle“ zunächst mit LKW´s und trug sie säckeweise zum Kellerfenster nahe am Bürgersteig. Von da ging es dann auf einer Rampe talwärts.
Im Keller daneben lagerten auch noch die Kartoffeln, lose im Haufen, wobei mir nicht klar ist, wie sich die Mieter untereinander geeinigt haben, was den Verbrauch anging.
Die schwere Kanne schleppte man dann in die Küche, wo neben dem Kohleofen auch der Herd befeuert wurde. Hier hinein wanderte alles Brennbare, von der Tageszeitung bis zur Zigarettenkippe (Onkel Theo rauchte). Papiermüll musste man also nicht separat entsorgen – auch irgendwie praktisch. Der Herd war ein altes, gusseisernes Monstrum mit mehreren Stellen für Pfannen und Töpfe. Die Öffnungen konnte man mit Metallringen verschiedener Größe regulieren.
Zu festen Zeiten war „Waschtag“: Im Keller gab es in der Waschküche einen Kessel, unter dem man Feuer machte. Aus meiner vierjährigen Sicht war es ein Riesenteil, in dem ich mich locker hätte verstecken können. Er wurde mit Wasser gefüllt, zum Kochen gebracht und dann kam das Waschpulver. Da meine Omi einen langen Holzlöffel hatte, auf dem „PERSIL“ eingraviert war, vermute ich eine Sponsorschaft dahinter…
Mit kräftigem Umrühren hat sie dann die Wäsche gereinigt. Dicke Nebelschwaden waberten durch die Waschküche und man schwitzte kräftig, auch wegen der körperlichen Arbeit. Nach einiger Zeit ließ sie das Wasser aus dem Kessel, spülte die Wäsche mit klarem Wasser nach und dann ging es in die Mangel. Ein Gestell mit eng aneinanderliegenden Holzwalzen, an denen man die Kleidung durch einen Spalt hindurchziehen und so das Wasser herauspressen konnte.
Das Aufhängen im Garten hinter dem Haus begann (ich sagte ja, es war in Dortmund in den sechziger Jahren…) zunächst damit, dass Omi mit einem feuchten Tuch alle gespannten Leinen abwusch. Das Tuch war hinterher schwarz von Kohlenstaub aus den Dortmunder Zechen.
Dann endlich baumelten die Teile in der Sonne. Besonders erinnere ich mich an die Einteiler von Onkel Theo: Unterhemd und - meist lange – Unterhosen in einem Stück. Zur Vereinfachung gewisser Prozesse gab es dann auf dem Hinterteil eine Knopfleiste…