Freitag, 27. November 2020

Neulich nach dem Frühstück


 

Meine werktägliche, auch durch Corona bisher noch nicht unterbrochene Routine: mit dem halbvollen Kaffeebecher vom Frühstückstisch ins Arbeitszimmer schlurfen, das Laptop einschalten und in die Küche, den Becher nochmal nachfüllen.

Ein in langen Versuchsreihen optimierter Arbeitsschritt: fängt doch der PC in dieser Zeit schon an, sich den Schlaf aus den Dateien zu radieren und mich bei meiner Rückkehr mit einem frischen Bildschirmschoner von der chinesischen Mauer oder einem Strand in Mauritius zu begrüßen.

Bisher.

Gereatrische Probleme an EDV – beherbergenden Objekten aller Art kommen schleichend. Das morgendliche „Hochfahren“ ähnelt irgendwann nach unbestimmter Zeit eher dem Tempo einer Zahnradbahn auf den Drachenfels als das anfangs so geschätzte „Plopp“ mit sofortiger Einsatzbereitschaft. Tasten der Maus müssen mehrfach betätigt werden, bis sich was bewegt. (Kein Problem, meist reichen da neue Batterien). Das Öffnen von Programmen dauert länger (tja, die Excel Datei hat ja auch schon einen nennenswerten Umfang…). Outlook tut einfach mal nix (stattdessen die Meldung „keine Rückmeldung“).

Auch mit zum Schluß täglicher Anwendung von Cleaner Programmen und wöchentlicher Defragmentierung ist irgendwann einfach das Maß voll.

Die folgenschwere Entscheidung: irgendwas Neues muss her.

Der normale Urtrieb des konsumerzogenen Menschen: hurra, ich krieg was Neues! Das neue Auto, die neue Winterjacke, die neue Steakpfanne – be welcome!

Meine Reaktion auf meine eigene Entscheidung: oh je!

Erfahrungen mit neuen Laps bisher: nicht enden wollende „Umrüstprozesse“, die sich nicht zuletzt dank uralter, irgendwo verbaselter Passwörter ins Unendliche ziehen.

Zu wiederholende Identifizierungs-Aktionen aller Art. Einzureichende Portraitfotos (nur ohne Grimasse), Postidentverfahren, Hilfspasswörter (Frage nach der Schuhgröße des ersten Hundes), „wir schicken Ihnen das neue Passwort mit der Post“ (kommt nie an), abzufotografierende QR Codes aller Art.

Programmpakete, die auf einmal aus sich mir nicht erschließenden Gründen auf dem neuen Teil nicht laufen wollen.

Hotlines, die – nach einem gebührenden Corona Abstand von zwölf Minuten Wartezeit - mit indisch deutschsprechenden Fachkräften besetzt sind.

Dateien verschwinden während des Umsiedlungsprozesses im Nirwana.

Auch die mit den 73 Passwörtern.

Aber wenn ich mal erst soweit wäre! Was zum Teufel kaufe ich überhaupt? Brauche ich die x Terrabyte, Intel 17.0, Gamer Highspeed, SSD 18 Zoll - Variante mit Turbobooster, Bang Olufsen Lautsprecher und 10 Stunden Akkuleistung, wenn ich ab und zu mal Netflix sehe, das Office-Programm nutze und die letzten Urlaubsbilder schön machen möchte?

Eher nicht.

Andererseits habe ich zweimal schlechte Erfahrungen mit dem ALDI Süd-Weihnachts-Special Laptop für 499,-€ gemacht, wo von allem ein bisschen drin war. Im Toskana Urlaub ist es mir im Ferienhaus abgerauscht, die Reparatur erfolgte postalisch hin und zurück, ich war zwei Wochen ohne Arbeitsgerät zum Krimi Schreiben und hatte nach dem Erhalt des reparierten Gerätes eine komplett ausradierte Festplatte. Da kommt Freude auf.

Und so fragt man die Familie, Freunde und das Netz nach dem einzig wahren und halbwegs bezahlbaren Teil. Gut, dass auch noch der Black Friday und ähnliche Verführungsaktionen parallel laufen, da ist man dann komplett verwirrt.

Ich hoffe immerhin, irgendein neues Gerät steht dann hier einsatzbereit, bevor mein Senior-Lap hier beschließt, samt Akku in die ewigen „delete“ Jagdgründe zu surfen.

Keine Kommentare: