Donnerstag, 2. Mai 2013

alte Kerzen

Sperrmüll.. man geht an den Sachen vorbei und sieht mal, was die Leute so entsorgen. Tz,tz,tz, denkt man meistens: wer stellt sich denn so was in die Wohnung?
Gestern war wieder Sperrmüll. Meist sieht man erst die Kastenwagen, die mit polnischem Kennzeichen durch die Siedlung tuckern und mal überall so halten, was es denn da wohl gibt.
Beim Spaziergang sah ich kurz in eine Holzkiste mit alten Kerzen aus einem Leuchter. Sie waren von der Sorte, bei denen ich bis heute nicht weiß, ob sie schon ab Fabrik so vergilbt aussehen sollten oder es mit den Jahrzehnten einfach wurden. Irgendwie war ich auf einmal wieder 30 Jahre jünger. Ich weiss genau, wie der Leuchter ausgesehen hat, zu dem sie gehörten. Bei meiner Oma hing nämlich auch so einer im Wohnzimmer. Von oben kam eine Kette aus der Rauhfaser-Decke, an der sich die Leitung entlangringelte. Daran hing eine Metallkugel, aus der wild geschwungene Arme in alle Richtungen wuchsen, die in den Teller-Haltern für diese Kerzen endeten.
Mit spätestens fünfzehn mußte ich bei jedem Besuch öfter an den Leuchter denken, weil ich dann nämlich größer als meine Oma war und jedesmal mit dem Kopf an den spitzen Knopf stieß, der aus der Metallkugel nach unten ragte. Ich vergaß, drum herum zu gehen und - dong - wieder eine Beule am Kopf. Es war schon fast ein Ritual.
In ihrem Wohnzimmer standen viele Sachen herum - was sich eben so ansammelt, wenn man Oma ist.  Als sie starb, blieb fast als einzige Sache, die mir gefiel, eine Standuhr übrig. Sie läuft seit ungefähr zwanzig Jahren zuverlässig und mit einem Schlag, der viele Freunde bei mir zuhause anfangs fragen ließ, wie man bei solch einem Gewumme überhaupt schlafen kann. Man kann. Nicht nur, wenn man weiß, daß sie schon bei der Oma stand.

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