Dienstag, 30. September 2025

Heute ist mal Meckern dran

 


Was ist bloß los in der Welt?

Normalerweise blicke ich hier eher satirisch, humoristisch und ironisch auf die Dinge. Heute ist mal Mecker-Tag!

Es häufen sich in letzter Zeit Sachen, die man früher so nicht kannte und man fragt sich, woher das kommt.

Fangen wir mit dem Meckern mal ganz klein an. Hier bei uns im Schlosspark soll die etwas marode Fußgängerbrücke am Teich erneuert werden: Holz, massiv mit Geländer und ca. drei Meter lang. Gesagt, getan. Das genaue Datum habe ich nicht mehr, aber es war Anfang August, als ein Trupp von Stadtbediensteten mit schwerem Gerät und Sägen anrückte. Die Brücke war an einem Tag entfernt und es wurden rechts und links am Zugang Warnbaken (mit Beleuchtung) aufgebaut, damit keiner ein ungeplantes Bad nimmt, wenn er im Dunkeln die Abendrunde mit dem Dackel geht.

Seitdem blinken die Baken fröhlich vor sich hin.

Ein interessierter Laie wie ich fängt dann irgendwann an zu denken: Ein Planungsbevollmächtigter bei der Stadt hat das Projekt „Brückenerneuerung Schloss Schönau“ auf dem Tisch und sagt sich: „O.k., wir reissen das Ding erst mal ab. Jungs, morgen fahrt ihr raus und macht den Job.“ Die Jungs fahren raus und machen den Job. Und dann??? Erstmal in Urlaub??

Muss man ein Profi in Sachen Projekt-Management sein, um das für die neue Brücke notwendige Holz schon mal bestellt und zugeschnitten zu haben, damit man anschliessend alles schnell erneuern kann? Ich denke, anscheinend schon.

Stattdessen blinken hier für drei Meter Holzbrücke zwei Baken schon zwei Monate vor sich hin (kosten die nicht auch Miete?) Leute, erklärt mir die Welt! Irgendwann blinkt es mal nicht und ein später Zecher fällt in den Tümpel. Muss doch nicht sein, oder?

Zugegeben: es handelt sich hierbei definitiv nicht um ein verkehrstechnisch absolut notwendiges Element wie die neue Haarbachtal-Brücke. Wenn überhaupt, kann ein Fussgänger auch mal fünfzig Meter Umweg gehen, um das Schloss zu umrunden. Aber was soll das?

Mittwoch, 20. August 2025

Das arme Saarland

 


Es gibt Vergleiche, die sich unsere Hirne mittlerweile so stark eingeprägt haben, dass wir sie nur schwer unterdrücken können.

Hart wie Kruppstahl, weich wie Schäfchenwolle, laut wie ein Düsenjet, schnell wie der Blitz, langsam wie eine Schnecke, schwer wie ein Amboss (ja, liebe Leser vor Baujahr 2010, jetzt googelt mal ´nen Amboss…)

Wenn es um abgeholzte Bäume im Regenwald, brennende Flächen in Spanien, Ölteppiche, Erdbebengebiete, einen abgebrochenen Eisberg in der Arktis etc. geht: immer muss das Saarland ran. Und immer mit mindestens negativem Beigeschmack – das arme Ding.

Ich war ziemlich überrascht, als ich erfahren habe, dass es sogar einen „Saarland-Rechner“ gibt ( https://rechneronline.de/flaeche/ ).

Man meint nun also, dass man ja zumindest weiss, wie gross das Saarland ist…würde ja Sinn machen.

Das könnte sich aber ändern, denn das Saarland wuchs schon mal – gemäss amtlicher Statistik um etwa 20.000 Quadratmeter. Das ist immerhin so viel wie – Achtung! Neuer Vergleich!! - der Innenhof des Pentagons in Washington. Der Grund hierfür waren neue und genauere Messungen, erklärt ein Experte des saarländischen Katasteramts. Etwa 1,3 Millionen Einzelflächen würden für die Gesamtfläche des Bundeslandes addiert.

Und trotzdem: wer hat schon anhand des Saarland-Vergleichs eine Ahnung, wie gross das eigentlich ist? Ich zum Beispiel kann mir absolut nichts unter 2.570 Quadratkilometern vorstellen.

Ein Fussballfeld? 7.140 Quadratmeter (105 Meter lang, 68 Meter breit) O. k., das schaffe ich – auch als Nicht-Fussballer. Mein Vorort Richterich? (13,18 Quadratkilometer). Geht gerade noch. Da ist man ja oft genug mit dem Fahrrad unterwegs. Darüber hinaus mache ich dann „ahso…“ und denke mir: „ziemlich gross“.

Der Mensch ist halt nicht auf Fläche programmiert – eher auf Länge oder Breite. Wenn mir also einer sagt: 75 Kilometer breit und 58 Kilometer lang, dann kann ich mir was vorstellen (nämlich was? Richtig, das Saarland!)

Warum aber nicht mal wechseln? Den Innenhof des Pentagons hatten wir ja schon; warum nicht mal die Fläche von Mallorca? Damit kämen die meisten Deutschen besser klar. Oder waren Sie schon mal im Saarland? Ich nicht.

Donnerstag, 7. August 2025

Uhrzeiten zu Ur-Zeiten

 

Wenn du mein Alter erreicht hast und schon seeehr lange scrollen musst, bis im pull-down Menü das eigene Geburtsjahr auftaucht, wirst du dich an so manches erinnern, was mittlerweile einfach untergegangen ist. Nein, ich rede nicht von der Titanic - soo alt bin ich nun auch nicht. Ich rede zum Beispiel von Uhrzeiten, die im Tagesverlauf bestimmter Jahre einfach einen bestimmten Stellenwert hatten.

Mein Weckruf morgens kam um 7 Uhr – entweder anfangs noch von meinen Eltern, später dann nur noch vom Radio-Wecker. Fertig machen: Schule! Das war nicht nur mit gefühltem viel zu frühem Aufstehen verbunden, sondern auch mit den plötzlichen Einfällen, was der Tag so bringen würde: Mathe-Arbeit in der Ersten (zu wenig geübt), Hausaufgaben (von Latein fehlte noch die Hälfte), und Geigenstunde um 3 (vorher nochmal die Etüde von letzter Woche ansehen). Was konnte aus d e m Tag schon noch werden…

8 Uhr: Schulbeginn. Mit den oben genannten, täglich wechselnden Imponderabilien.

Jahre später dann beim Bund: 9 Uhr – „NATO-Pause“. Gewehr in die Ecke gestellt, Zigarette gedreht und „Feuer frei“ (für Raucher). Für eine Stunde Freiheit von „Stillgestanden“-, „Antreten“ - oder „Augen rechts“ – Quälgeistern in Grün.

Wechselnde Zeiten über den sonstigen Vormittag hatten keine so festen Anker. Oder hab` ich was vergessen? Dann bitte melden!

Meine Eltern plus Umfeld pflegten die heilige „Mittagszeit“ zwischen 13 und 15 Uhr. Mittagessen, dann ruhten sie auf dem Sofa oder im Bett. Kein Telefon bitte! Kein Rasenmähen! Und der Junge lässt bitte den Plattenspieler mit Deep Purple aus!

Und dann kam mit 18 Uhr die heilige Zeit: ab jetzt war´s billiger! Ach so…was denn? Na, das Telefonieren! Sämtliche Nicht-Ortsgespräche liessen die Zählwerke der Deutschen Bundespost – dem einzigen Anbieter für kabelgebundene Kommunikation damals - auf einmal langsamer laufen. Auch die meist kaputten oder zumindest arg von innen beschmierten gelben Telefonzellen ließen die Groschen und Markstücke langsamer durchrattern. Und so fanden erst ab da alle Telefonate mit Omas in Dortmund und Wuppertal oder Freunden in Hannover und München statt.

Und nochmal kurz zu 18 Uhr: das Fernsehen begann mit dem „Intermezzo“ im Ersten. Serienzeit für so harmlose Sachen wie „Belphegor“ oder „Graf Yoster gibt sich die Ehre“. Außerdem das Nachrichtenmagazin „Hier und Heute“, in dessen Vorspann die Aufnahme eines Durchflugs zwischen den beiden Türmen des Kölner Domes zu sehen war. Von wegen Drohne! Der Hubschrauber war´s. An was man sich doch alles erinnert.

Und wenn man sich dann am Telefon verquatscht hatte und zu lange in der Leitung hing, drohte neues Ungemach: Ladenschluss!

Jetzt aber schnell! Um 18.30 Uhr war Feierabend für den Einzelhandel. Gehetzte Hausfrauen allerorten. Bis dann irgendwann so um 1989 ein schlauer Mensch auf die Idee kam, dass man auch danach noch Hunger hatte. Dann kam der „lange Donnerstag“ (Ende um 20.30Uhr).

Ein paar Heiligtümer kommen noch.

20 Uhr: Deutschland sitzt vor dem Bildschirm und sieht Karl-Heinz Köpcke, den „Mister Tagesschau“. Was die Welt bewegte, musste da geguckt werden, denn wer zu spät kam, hatte keine Mediathek, keine sonstigen Kanäle. Es gab nur drei davon (wir hatten ja nichts).

Und hatte man sich dann ab 20.15 Uhr durch Tatorte, Aktenzeichen XY oder Spielfilme gearbeitet, wurde man spätestens um Mitternacht wach, wenn es endlich hieß: Sendeschluss! Der zeigte sich mit einem unangenehmen Dauerton und dem sogenannten „Testbild“ – ein Standbild mit einer wirren Mischung von Mustern, zunächst in schwarz-weiss, später grell-bunt.

Was ist seit damals geblieben? Wenig.

Schulzeiten sind flexibel, da oft vieles ausfällt. Alternative: Home Unterricht per Internet.

„NATO-Pause“? Wie lange es noch die komplette NATO gibt, lassen wir hier mal undiskutiert.

Mittagszeit? Im Zuge von Mails, SMS, whats app etc. eigentlich nicht mehr existent. Es lebe die 24/7 - Erreichbarkeit.

Telefonieren? Rund um die Uhr zu Null Kosten, kann man sagen – sogar mit Bild.

TV - Zeiten? Alles ist immer da. Und ist man selbst nicht da, hat man es in allen Kanälen auf ewig greifbar.

Schade. Es war nicht alles schlecht. 

Aber was es zumindest hier jetzt von mir erst mal gibt:

                                                           Sendeschluss