Montag, 18. März 2013

40 Jahre "Wünsch Dir Was"! Heut hab ich meinen "Tag des Rückspiegels", denke ich. Daher muss auf diese epochale, bahnbrechende und bildschirmfesselnde Familien-Show eingegangen werden.

Eine Eurovisions-Sendung mit drei Familien aus vier Ländern oder so. Dietmar Schönherr hatte sich von seinem Raumschiff Orion für ein paar Lichtjahre beurlauben lassen und stand mit seiner Vivi ("is habe sswar eine kleine Dialekt, aber iss hoffe, ssie können mir trossdem versstehen?") der deutschen Nation am heiligen Samstag auf einem von drei Kanälen zur besten Sendezeit zur Verfügung.

Der "TED", den es damals weder als Einrichtung noch als Abkürzung gab, wurde ersetzt - man soll´s heute nicht mehr für möglich halten - durch ein Abstimmen durch Glühbirnen. Jedes Land konnte - in einer bestimmten Stadt - für "seine Familie" für zwei Minuten sämtliche Energiefresser im Haus anschalten. Anschliessend ließ man den Chef des E-Werks den Zuwachs ablesen. Gigantisch. Millionen hetzten im Haus herum, um nur ja keine Nachttischlampe und Carrera-Bahn zu vergessen.

Für mich gab es einen besonderen Bezug dazu: nein, nicht, weil in revolutionärer Art zum ersten Mal in der deutschen TV-Geschichte eine Frau mit durchsichtiger Bluse vor den Kameras herlief und die Oswald Kolle - Generation bis ins Mark erschütterte. Das habe ich mittlerweile verdaut, sagt mein Therapeut.
Nein, es war nämlich ein sozusagen allerdirektester Bezug zur Sendung gegeben, den man sich damals nur vorstellen konnte: mein Klassenkamerad W. durfte mit seiner Familie teilnehmen! Das kann man heute nur vergleichen mit einer Kandidatur des Nachbarn bei "Wer wird Millionär". Dass wir ihn nicht zur Heiligsprechung vorschlugen, kann ich gar nicht mehr verstehen.

Um der Generation "50 minus" aber die ernüchternden Relationen etwas zu verdeutlichen, was ein Gewinn für Kandidaten damals im Öffentlich-Rechtlichen bedeutete: es gab Shows, da freute man sich mit Robert Lemke (genau, für Insider: der mit dem Schweinderl) noch über 5 Mark pro falsche Antwort der Rateteams, die den Aalräucherer im Berufe-raten auch nach der 10. Frage nicht erkannt hatten - trotz der eindeutigen Handbewegung.
Naja, ganz so schlimm war´s dann bei "WDW" nicht: bis 5.000,-DM schraubte sich der Geldregen hoch und alle (Gewinner) waren absolut glücklich. Um es vorwegzunehmen: ich weiss noch nicht mal mehr, wer damals gewonnen hat, aber es war halt spannend.
Zurück zu W. und dem Familienauftritt: alle, die man kannte, hingen an den schwarz-weiss Geräten und zitterten. Ja, da war er! Samt älterer Schwester und Eltern.
Auf die Frage des Orion-Kapitäns, welchen Traumwunsch sie sich denn erfüllen würden, wenn es denn der unverhoffte Geldsegen sein dürfte, kam vom Herrn des Hauses: eine Eichenschrankwand. Tja, so sah es aus damals.
Show-Master und Masterinnen hatten ja schon immer was Bohrendes an sich, und so wollte man der Nation am Bildschirm dann auch das Privatleben der Familien vor Augen führen. Gezielt auf die von der Familie wohl im Fragebogen vor der Sendung angegebenen Kochkünste von Mutter K. angesprochen, meinte sie zu ihrem Lieblings-Rezept in bodenständiger Genügsamkeit und breitestem Aachener Dialekt: "Kääseschnittschen."

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