Freitag, 26. April 2013

Less is more... Ende des Wachstums

Oh, uns geht´s ja so schlecht...Inflation, weniger Wachstum, Arbeitslosigkeit, Urlaub teurer, Rente zu klein, Sprit unbezahlbar, Politiker korrupt, Hunger in der Welt nicht zu bekämpfen, Deutschland zahlt für alle mit etc. pp. - bullshit!

Meine Meinung dazu: wir sollten uns mal auf das Wenige beschränken, was Sinn macht.

Fangen wir mal im Kleinen an: ein Blick auf meinen Schreibtisch zeigt mir einen Überfluß, den kein Mensch braucht. Es fängt schon an mit meinen Kulis. Auf jeder Veranstaltung, bei jedem Event, jedes Weihnachten gibt´s Kulis. Aus Plastik, Holz, Stahl, Blech, mit Filzmine, Tinte, Graphit ( o.k.- ich weiss, das nennt man Bleistift, aber trotzdem), mit Aufdruck der Pfefferminzia oder Ochtruper Spar- und Darlehensvereinigung e.V. werden sie einem hinterher geschmissen. Mittlerweile könnte ich eine kenianische Volksschule bequem vier Jahre mit Schreibutensilien ausrüsten. Und ich nehme sowieso immer nur denselben Lieblings-Schreiber!
Weiter geht´s mit Elektro-Kram. Ich weiss nicht wieviele W-LAN-Kabel, Handy-Laptop-Verbindungen, Uralt-Ladegeräte, Handy-Gehäuse, Chinch-Stecker von Stereo-Anlagen und Verlängerungskabel mit Fünffach-Eingang bei mir in Schubladen und Kisten auf den Tag der Wiederauferstehung warten - und das seit Jahren. Kein Mensch kann mir wahrscheinlich sagen, welches Kabel ich überhaupt für was noch gebrauchen kann. ("Ach so, das war für einen Kassetten-Recorder..?")
Ende diesen Monats läuft der Leasing-Vertrag meines laptops aus.Pünktlich fängt es an, ewig zu brauchen, bis es hochgefahren ist. Obsoleszenz...schon mal gehört? Wahrscheinlich war in der letzten Mail des Leasing-Gebers irgendwas verpackt, was sich jetzt wie Pattex auf meine Festplatte legt. Gebt´s zu, Ihr Brüder! Und wieder würde ein genervter Verbraucher seinen Lap-Inhalt noch gerade auf die Ersatz-Festplatte retten und wieder zu Euch in die Elektro-Buden gerannt kommen - das wäre dann glaube ich mein fünftes.
Next point: mein Kleiderschrank. O.k., Hemden braucht man - ich zumindest. Werten sie doch - gegenüber Polos -  meine ansonsten nicht unbedingt nach Zehnkampf aussehende Figur optisch etwas auf ( finde ich). Aber von den 20 Stück trage ich höchstens die Hälfte, bis sie wieder gewaschen und aufgehängt werden. Alte Schätzchen - insbesondere auch aus der Schrank-Ecke "trägt man sicher nochmal - kommt alles wieder" erinnern mich irgendwie an meine Abi-Feier ( wo war das Foto noch?).

Im Abstellraum türmen sich Polituren, Putzmittel für Parkett (? ich habe Tonkacheln auf dem Boden), Fliesen- ,Schimmel-, Kalk-, Stahl- und sonstige Allesodernichts-Reiniger. Überbleibsel, die mir meine diversen Putzhilfen ans Herz und ins Regal gelegt haben, bis sie wegen Schwangerschaft, Umzug oder plötzlichem Reichtum den Mikrofaser-Lappen an den Nagel hingen.

Was ich übers Jahr alles aus meinem Kühl- oder Vorratsschrank in die Tonne befördere, ohne es angebrochen zu haben: in Addis Abbeba könnte ich damit so manchem Supermarkt ein glanzvolles Start-Up ermöglichen.

Ist das das Wachstum, was wir brauchen, damit die Wirtschaft weiter brummt? Darauf kann man doch irgendwie verzichten, oder? Fangen wir doch mal wie folgt an: Wenn ich mir vorstelle, wieviel Liter Erdöl alleine dafür verschwendet werden, damit ich mein Pfund Gehacktes (halb und halb) an der Fleischtheke in Folie, und nicht in das gute alte Butterbrot-Papier verpackt kriege...Klasse, dass jetzt auch Plastiktüten für Klamotten oder Elektro-Kram etc. Geld kosten sollen! So vergesse ich nicht, wie sonst immer, die Stofftasche aus dem Kofferraum mit reinzunehmen.
Und zum Trost, dass ich keine Tüte von ihr kaufe, bekommt die Kassiererin von mir einen Kuli geschenkt - von ESSO.

Schönes Wochenende.

Mittwoch, 24. April 2013

Mehr Humanität im modernen Strafvollzug






Das Motto der diesjährigen“ Interknast“ war selbsterklärend und bedurfte keiner weiteren Interpretation. Zum besseren Verständnis für die Lage der Betroffenen hatte man die Veranstaltung in die Vollzugsanstalt Chemnitz verlagert. Ein internationales Teilnehmerfeld musste während der zweitägigen Messe vielfältige Programmpunkte zu bewältigen und gab den politischen Forderungen aus vielen Ländern Gelegenheit zur Publizierung.  
So eröffnete Yussuf Ibn Abu Al Raschid III., Inhaber der Firma „McTorture“ (iranische Gefängnis-Kette auf Franchise Basis) die Veranstaltung mit seiner Rede „Einzelzimmer östlich von Istanbul – nicht immer ein Glücksfall“.  Eine offensichtlich stark mit Werbeaussagen durchzogene Ansprache, stellte sie doch westlichen Gerichtsbarkeiten anheim, die teuren Kosten eines modernen Strafvollzugs z.B. in Deutschland durch Outsourcing zu verringern und Gefangene in Härtefällen ruhig seinen diversen privaten Instituten in Vorderasien für einen all-inclusive-Pauschalpreis zu übergeben. Fragen zu Resozialisierung und Folgekriminalität würden so erstaunlich oft systemimmanent gestrichen und erlaubten im eigenen Land so, speziell vor Bundestagswahlen,  Budget-Konzentrationen auf Wesentliches.
Frau Dr. Edeltraut Laubhüttchen-Reisigbesen markierte mit ihrem Stand im Frauenblock Zelle 542 klar den Kontrapunkt des Spektrums. Anhand einer Original-Zellentür aus dem Staatsgefängnis in Pjöngjang holte sie mit Forderungen, Fotos und Stellungnahmen weit aus. Wünsche nach „mehr Intimität durch blick- und schalldichte Türen in Walnuss Optik“ oder einem „flexiblen Ernährungsplan unter Rücksichtnahme auf Schwangere, Muslims und Veganer“ verhallten meist unbeantwortet, speziell durch die nordkoreanische Delegation. Auch ihre von Zelleninsassen in Guantanamo selbst geflochtenen Untersetzer für Blechteller fanden nicht den erhofften Absatz.
Auf dem Innengelände der Anstalt konnte man sich in der immer weiter expandierenden Zubehör-Industrie der Zielgruppe Strafvollzug umsehen. Accessoires für den Vollzugsbeamten (West) reichten von trendigen gestrickten Handschellen-Hüllen aus fair gehandelter peruanischer Schafwolle über den Einrichtungs-Ratgeber „Jedem Dieb sein trautes Heim“. Aus dem Umfeld der Bauindustrie konnten Hersteller von Zellentüren punkten. Katzenklappen für den kleinen Freund in der Zelle und Schlüsselsysteme, die durch Innenverriegelung mehr Privatsphäre ermöglichen landeten auf dem Orderzettel vieler Besucher.
Beim gemeinsamen Abendessen im „Blechkeller“ feierte man eine erfolgreiche Messe und freute sich nun auf die Veranstaltung 2014, wenn möglich in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür.

Mittwoch, 17. April 2013

Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Auf dieses prägnante Fazit einigten sich dieses Jahr alle Teilnehmer des – wahrscheinlich letzten - Kongresses der Schönheitschirurgen unseres Sonnensystems in Bad Lippspringe.

Wie Prof. Dr.Dr. Beau Tiful in seiner Abschlussrede vor ca. 500 Gästen erläuterte, haben sich die Geschmäcker und daraus folgende operative Methoden der letzten Jahrzehnte deutlich geändert.  So führte er anhand dreier mittlerweile prähistorisch anmutender Beispiele die gebannte Zuhörerschar durch die Flure vergangener Zeiten, vorherrschende Schönheitsideale betreffend.
Das Modell „Lass es raus“ (Bild links)sorgte vor allem in den ersten Jahrzehnten nach dem Jahr 2020 n. Chr. in den Industrieländern der nördlichen Erdhalbkugel für starke Akzeptanz. Bedingt durch eine in der Bevölkerung  immer höhere Aufklärungsquote, die damals zunehmend verseuchte Nahrung betreffend (Bakterien, falsche Nomenklatur, gentechnische Zucht, Massentierhaltung, Fast Food etc.) ergab sich eine Art gedankliche Vorprägung, was die zu erwartenden Geschmackserlebnisse bei der Nahrungsmittel-Aufnahme betraf. Dem folgend änderte sich in kaum vier Generationen das Straßenbild und die allgemeine Akzeptanz für spontane Reaktionen des Verdauungstraktes in der Öffentlichkeit wuchs.  Mit nur wenigen Kunstgriffen durch begnadete Chirurgen-Hände wurde dem trendwilligen Erdbewohner operativ die Möglichkeit geboten, mimischen Reaktionen vorzugreifen. Ein „Entgleisen“ – speziell in Speiselokalen oder beim Metzger – wurde so stark relativiert; trug man doch gewissermaßen die kommenden Schritte schon im Gesicht.
Sichtlich gerührt durch die Herausforderungen und damit verbundenen finanziellen Möglichkeiten für Chirurgen der damaligen Zeit leitete der Redner zum nächsten Punkt über: Ganz andere Prüfungen für die Zunft bedeutete die Zeit unmittelbar davor (ca. 2020 bis 2035 n.Chr.). So ergaben natürliche Strömungen (z.B. gegen Gift im Körper durch Botox) ein Umdenken, was das Verändern körperlicher Attribute generell betraf.  Die Schönheits-Chirurgie, so Prof. Dr.Dr. Beau Tiful, wurde quasi ihr eigener Zerstörer, da immer mehr Alt-Kunden wieder in den Anfangszustand zurückversetzt werden wollten, um den Ursprung ihres Wesens zu erkunden. („Zeig, wie du jetzt aussiehst und ich versuche zu erraten, wer du warst!“ – so ein gängiger Werbe-Slogan eines Preisausschreibens). Das Modell „back to he roots 5.0“ (Bild Mitte) zeigt hier die Wiederauflösung aller jemals erfolgten Eingriffe am Beispiel einer damaligen US-Schauspielerin (Liz Taylor).
Ließen letztbeschriebene Eingriffe den Chirurgen zumindest noch irgendeine Möglichkeit des Arbeitens, zeigt sich durch die dritte Idealform des Homo Universus  nun der Untergang für die gesamte Branche.  Das traurige Dokument des Zusammenbruchs der Schönheitschirurgie am Beispiel des Uniform – Helmes im „New Army Style“. So ändert sich das Aussehen der Bevölkerung von Terra Zwo freiwillig, da man sich bewusst seit ca. 50 Jahren sozialisieren lässt. Unterschiede im Aussehen werden einerlei, Präferenzen durch „Schönheit“ entfallen sowohl im Berufsleben (Karriere) als auch bei der Partnerwahl („What you smell is what you get“). 
Der Redner schloss, sichtlich um Fassung ringend, mit dem Appell an die Menschheit, zumindest  Haustiere nun doch stärker in den Focus zu rücken und dort wieder klare Ideale zu unterstützen. So schlug er zum Ausklang eine Arbeitsgruppe „Das Universum sucht den Super-Hund“ mit weltweiten Casting-Shows vor. Faltblätter dazu fanden sich am Ausgang.