Das Motto der diesjährigen“ Interknast“ war selbsterklärend
und bedurfte keiner weiteren Interpretation. Zum besseren Verständnis für die
Lage der Betroffenen hatte man die Veranstaltung in die Vollzugsanstalt Chemnitz
verlagert. Ein internationales Teilnehmerfeld musste während der zweitägigen
Messe vielfältige Programmpunkte zu bewältigen und gab den politischen Forderungen
aus vielen Ländern Gelegenheit zur Publizierung.
So eröffnete Yussuf Ibn Abu Al Raschid III., Inhaber der
Firma „McTorture“ (iranische Gefängnis-Kette auf Franchise Basis) die
Veranstaltung mit seiner Rede „Einzelzimmer östlich von Istanbul – nicht immer
ein Glücksfall“. Eine offensichtlich
stark mit Werbeaussagen durchzogene Ansprache, stellte sie doch westlichen
Gerichtsbarkeiten anheim, die teuren Kosten eines modernen Strafvollzugs z.B.
in Deutschland durch Outsourcing zu verringern und Gefangene in Härtefällen
ruhig seinen diversen privaten Instituten in Vorderasien für einen
all-inclusive-Pauschalpreis zu übergeben. Fragen zu Resozialisierung und Folgekriminalität
würden so erstaunlich oft systemimmanent gestrichen und erlaubten im eigenen
Land so, speziell vor Bundestagswahlen, Budget-Konzentrationen
auf Wesentliches.
Frau Dr. Edeltraut Laubhüttchen-Reisigbesen markierte mit
ihrem Stand im Frauenblock Zelle 542 klar den Kontrapunkt des Spektrums. Anhand
einer Original-Zellentür aus dem Staatsgefängnis in Pjöngjang holte sie mit
Forderungen, Fotos und Stellungnahmen weit aus. Wünsche nach „mehr Intimität
durch blick- und schalldichte Türen in Walnuss Optik“ oder einem „flexiblen
Ernährungsplan unter Rücksichtnahme auf Schwangere, Muslims und Veganer“ verhallten
meist unbeantwortet, speziell durch die nordkoreanische Delegation. Auch ihre
von Zelleninsassen in Guantanamo selbst geflochtenen Untersetzer für
Blechteller fanden nicht den erhofften Absatz.
Auf dem Innengelände der Anstalt konnte man sich in der
immer weiter expandierenden Zubehör-Industrie der Zielgruppe Strafvollzug
umsehen. Accessoires für den Vollzugsbeamten (West) reichten von trendigen gestrickten
Handschellen-Hüllen aus fair gehandelter peruanischer Schafwolle über den Einrichtungs-Ratgeber
„Jedem Dieb sein trautes Heim“. Aus dem Umfeld der Bauindustrie konnten
Hersteller von Zellentüren punkten. Katzenklappen für den kleinen Freund in der
Zelle und Schlüsselsysteme, die durch Innenverriegelung mehr Privatsphäre
ermöglichen landeten auf dem Orderzettel vieler Besucher.
Beim gemeinsamen Abendessen im „Blechkeller“ feierte man
eine erfolgreiche Messe und freute sich nun auf die Veranstaltung 2014, wenn
möglich in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür.
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