Mittwoch, 24. April 2013

Mehr Humanität im modernen Strafvollzug






Das Motto der diesjährigen“ Interknast“ war selbsterklärend und bedurfte keiner weiteren Interpretation. Zum besseren Verständnis für die Lage der Betroffenen hatte man die Veranstaltung in die Vollzugsanstalt Chemnitz verlagert. Ein internationales Teilnehmerfeld musste während der zweitägigen Messe vielfältige Programmpunkte zu bewältigen und gab den politischen Forderungen aus vielen Ländern Gelegenheit zur Publizierung.  
So eröffnete Yussuf Ibn Abu Al Raschid III., Inhaber der Firma „McTorture“ (iranische Gefängnis-Kette auf Franchise Basis) die Veranstaltung mit seiner Rede „Einzelzimmer östlich von Istanbul – nicht immer ein Glücksfall“.  Eine offensichtlich stark mit Werbeaussagen durchzogene Ansprache, stellte sie doch westlichen Gerichtsbarkeiten anheim, die teuren Kosten eines modernen Strafvollzugs z.B. in Deutschland durch Outsourcing zu verringern und Gefangene in Härtefällen ruhig seinen diversen privaten Instituten in Vorderasien für einen all-inclusive-Pauschalpreis zu übergeben. Fragen zu Resozialisierung und Folgekriminalität würden so erstaunlich oft systemimmanent gestrichen und erlaubten im eigenen Land so, speziell vor Bundestagswahlen,  Budget-Konzentrationen auf Wesentliches.
Frau Dr. Edeltraut Laubhüttchen-Reisigbesen markierte mit ihrem Stand im Frauenblock Zelle 542 klar den Kontrapunkt des Spektrums. Anhand einer Original-Zellentür aus dem Staatsgefängnis in Pjöngjang holte sie mit Forderungen, Fotos und Stellungnahmen weit aus. Wünsche nach „mehr Intimität durch blick- und schalldichte Türen in Walnuss Optik“ oder einem „flexiblen Ernährungsplan unter Rücksichtnahme auf Schwangere, Muslims und Veganer“ verhallten meist unbeantwortet, speziell durch die nordkoreanische Delegation. Auch ihre von Zelleninsassen in Guantanamo selbst geflochtenen Untersetzer für Blechteller fanden nicht den erhofften Absatz.
Auf dem Innengelände der Anstalt konnte man sich in der immer weiter expandierenden Zubehör-Industrie der Zielgruppe Strafvollzug umsehen. Accessoires für den Vollzugsbeamten (West) reichten von trendigen gestrickten Handschellen-Hüllen aus fair gehandelter peruanischer Schafwolle über den Einrichtungs-Ratgeber „Jedem Dieb sein trautes Heim“. Aus dem Umfeld der Bauindustrie konnten Hersteller von Zellentüren punkten. Katzenklappen für den kleinen Freund in der Zelle und Schlüsselsysteme, die durch Innenverriegelung mehr Privatsphäre ermöglichen landeten auf dem Orderzettel vieler Besucher.
Beim gemeinsamen Abendessen im „Blechkeller“ feierte man eine erfolgreiche Messe und freute sich nun auf die Veranstaltung 2014, wenn möglich in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür.

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