seit 2005 on air...wie der Name schon sagt: alles war schon dabei. Reisen, Oldtimer, Essen, Kochen, Fotografie, Menschliches, Tierisches, Satire und dann doch immer wieder: Reisen. "Jetzt neu!" ...heißt es im Supermarkt: "mit Schriftstellerei drin...!"
Montag, 20. Mai 2013
Eines dieser perfekten Erlebnisse
Es gibt Träume, die man ewig lange träumt und nie realisiert, weil es einfach noch nicht so weit war. Wenn man dann mittendrin steht, sind sie vielleicht noch nicht einmal so gut, wie man sie sich Jahre lang vorgestellt hat. Deshalb habe ich dann auch manchmal Angst, sie erleben zu wollen.
Einen Traum kann man ewig vor sich her schieben, sich ausmalen, verbessern, sich vorstellen, wünschen. Aber ist es dann soweit und die Chance steht da, ist man vielleicht mehr damit beschäftigt, die Realität an den Traum anzupassen, als dass man die Realität geniessen kann. Sehr abstrakt, das Ganze, nicht? Werden wir konkreter.
Sei ewigen Zeiten ein Traum von mir: es verschlägt mich, warum auch immer, irgendwie nach Westen. Auf Dienstreise, als Städtereisender oder als Langfrist Touri. Man findet ihn nach dem Abendessen auf jeden Fall - vielleicht sogar zufällig oder auf Empfehlung eines wirklich guten Portiers: einen Jazzkeller in New York oder zum Beispiel Montreal.
Ich höre von draußen nichts, aber gehe rein, weil ich neugierig bin. Einer dieser Keller, der mit Sicherheit auf keiner Marco Polo "Insider-Tips" Liste zu finden ist. Im Eingang die vergilbten schwarz weiss Bilder von Miles Davis, Ella, Woody Allen oder George Shearing, die mal da waren und kurz auf der Bühne gesessen oder vielleicht sogar gespielt haben. Keine gekauften Bilder, die in jedem Keller hängen sondern eben echt.
Innen kann man sitzen, dunkel, verqualmt, abgewrackt und nicht so ganz sauber, aber es gibt tolle Musik. Auf der winzigen, wackeligen Bühne ein Schwarzer, der verträumt an seiner Klarinette nuckelt, ein Schlagzeuger, der vor sich hin jazzbest, ein Klavier (kein Flügel, dafür ist es zu eng) und ein Bass...oder so.
Ich habe einen Platz vor der Bühne. Jeder sitzt vor der Bühne, der Laden ist winzig. An einem Holztisch (ohne Decke) auf einem dieser saubequemen Holzstühle, deren Lehne im Halbkreis hinten um einen herum gehen. Es gibt meinen Lieblings-Whisky (Glenkinchie, ohne Eis) und ein paar Oliven, die auch nach solchen schmecken. Erdnüsse gehen auch.
Die Musik ist so, dass man genauso gut zuhören wie seinen eigenen Gedanken nachgehen kann, weil sie nicht penetriert, sondern sehr angenehm "hintergrundet". Und die Jungs auf der Bühne machen einfach einen tollen Job.
Es kommt - so nach dem zweiten Glas - eine innere Stimmung auf, die einem sagt: pass auf, Junge, halt dich fest, das gibts nicht so oft. Und so möchte man den Abend auf endlos schalten. Geht nicht, schade. Aber ein Glas sollte noch sein. Und weil es eben so schön ist, gönnt man sich dann nach langem Entzug auch mal wieder einen leichten Zigarillo.
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