Mittwoch, 5. März 2014

Der Krieg der Netze



Mann-gegen-Mann Kriege mit den Soldaten zur Zeit Napoleons waren einmal, Kanonengewitter und Materialschlachten in den Gräben von Verdun oder in Stalingrad wird es nicht mehr geben, die verbotenen Einsatz-Befehle von chemischen Kampfmitteln wie kürzlich in Syrien eventuell noch, aber wenn man demnächst in, mit oder gegen „Zivilisationen“ wie Europa oder die USA Krieg führt, wird es zunächst einmal einen dicken Schalter geben, der von Gegnern endgültig umgelegt wird. Das Internet.

Eine der dann wirksamsten Waffen nutzen wir alltäglich und werden es dann nicht mehr tun. Die gesamte Wirtschaft, Logistik, Energie, Kommunikation – alles läuft über Netze. Der Bildschirm bleibt einfach dunkel.

Kraftwerke laufen über Software, werden teilweise online gesteuert und ab sofort nur noch unkontrolliert produzieren; wenn überhaupt noch Kohle käme, die ja wiederum über programm-gesteuerte Abläufe aus dem Tagebau transportiert wird. Kühlungen der Turbinen oder - bei Atomkraft - der Brennstäbe würden ausfallen. Der Strom zu 90% dann ebenfalls; Werke mit eigenen Notstromaggregaten zunächst noch ausgenommen, solange sie Diesel haben. Somit entfällt alles, was nachts bei Licht stattfindet. Dunkle Straßen mit reinen Privatimmobilien erfahren massenweise Plünderungen, ohne dass irgendwo Polizei oder andere Instanzen helfen könnten.

Waren können nicht mehr transportiert werden, da sie in Lägern oder in Häfen ohne Software unter den 20.000 Containern (pro Schiff!), die nur nach EDV-Logik gestapelt sind, gar nicht mehr gefunden würden oder die tiefgefrorenen Rinderhälften ohne mangelhafte Kühlung binnen Stunden verderben.

Persönliche Kommunikation über das Netz, die wir heute in ihrer so verdammt direkten und sofort nach Antwort heischenden Art oft als nervig verdammen, die dann aber im Notfall Leben retten könnte, wird sofort auf ein Maß und die Mittel von vor dreißig Jahren zurückgestuft: Faxe, Briefe oder – man soll es nicht glauben – ein direktes Gespräch mit Nachbarn ohne den gesenkten Kopf zum Smartphone sind dann wieder Teile unserer Welt. 

Es keimt die Hoffnung auf, dass dann in einem großen Rundumschlag  eventuell einmal alle Daten, Namen, Konten, Passwörter, Bilder, Texte, Mails und sonstige Spuren auf irgendwelchen Fest-Platten, Clouds etc. verschwänden und wir – so es einen Tag Eins nach dem Krieg noch gäbe – wieder anfangen, solche Netze zu nutzen mit dem Wissen, was wir heute haben. 

Ich bin zu sehr Realist, um anzunehmen, dass dann alle mehr nachdenken. Aber wenn es ein paar wären…

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