Parkplatzsuche am Ufer entlang,
Aussteigen und 200 m bei strömendem Regen zurück zur Halle. Wir joggen über das
glitschige Kopfsteinpflaster des schon zu Ende gehenden Fischmarktes vor der
Halle und entgehen knapp den Duschen, die sich von den Zeltdächern der Stände ergießen,
wenn man es am wenigsten erwartet.
Dann das Gebäude am Ufer: ein
Trumm aus Backsteinen und Metallstreben, gebaut um die Jahrhundertwende, als an
den Kais davor nur Dreimaster und kleinere Segler festmachten, nicht wie heute
die 200 m – Frachter mit Containern. Der Eintritt durch das Metalltor gibt
sofort den Blick auf eine tolle Szene frei. In der Mitte die Brauereibänke,
drum herum Verkaufswagen mit Fischbrötchen, Kaffee, Bier, Kalamaris,
Bratkartoffeln und Spiegelei. Am Ende der Halle eine Bühne, auf der heute laut
Plakat an der Seite „Mecki & Friends“ spielen. Haben wohl gerade Pause die
Jungs, daher laute Konservenmusik - „Sun of Jamaica“ – der Ort wird seinem Ruf
als Tor zur Welt gerecht.
Auf der Galerie oben sitzen die
feineren Damen und Herren beim Brunch für 19,50€ und sehen auf das Spektakel
amüsiert hinab. Wir aber mittendrin, so muss es auch sein!
Wenn man den Blick von der
wirklich imposanten Architektur mit verschnörkeltem Stahl dann wieder nach
unten zwingt, fühlt man sich eigentlich selbst mitten auf der Bühne: alle Arten
menschlicher Individuen um einen herum lassen keine Langeweile aufkommen. Hier
findet sich die obligatorische asiatische Touristengruppe, die aus dem Knipsen
nicht mehr raus kommt neben den Zwanzigjährigen und – innen, die – aus Optik
und Odeur zu schließen – die Nacht durchgemacht haben und hier jetzt alleine
oder zu zweit auspendeln. Die alten Herren mit zurück gegeltem Haar und
Lederjacke sehen aus wie Peter Kraus in seinen Siebzigern, manche tanzen –
etwas wackelig – vor der Bühne alleine rum und lächeln mit entgleistem Blick
alles an, was sie quasi aus Instinkt noch in die Kategorie „weiblich“
einsortiert bekommen.
Wir schwärmen aus zum Essen
besorgen: Brötchen mit Lachs, Krabben und Kalamaris plus Knofi-Sauce sind
Trumpf, die Bratkartoffeln mit Spiegelei sehen auch klasse aus – aber eins nach
dem anderen. Für ein Bier steht man zehn Minuten an, für einen Kaffee gar nicht
– das zeigt die gastronomische Bandbreite in Sachen Getränken morgens um elf.
Überhaupt, der Alkohol: was an Gerüchen so an einem vorbeizieht, rechtfertigt
das Rauchverbot. Promille werden hier binnen Sekunden zu Prozenten verdichtet
und offenes Feuer sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Mecki und seine Jungs, alle schon
hoch in den Fünfzigern, starten lautstark ihr Evergreen-Repertoire und sofort
ist auch der alte Käpt´n mit Prosecco Glas und starker Schlagseite wieder zum
Tanzen klar auf´m Deck. War wohl lange auf See, der Gute, daher der Gang.
Kurz vor zwölf dann noch der letzte
Gang zur Currywurst. O.k., irgendwas ist ja immer – keine mehr da. Trotzdem, da
muss man mal gewesen sein!
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