Donnerstag, 15. Oktober 2015

Der Luberon – speziell: Apt



Der Luberon und die Umgebung löst viele Fragen, die man gar nicht hatte, zum Beispiel mit einem Blick auf die Karte. Den Ort Lacoste findet man dort…schon mal gehört? Man kommt ins Stocken. Die am meisten weltweit gefälschten Krokodile kommen aber nicht von da, sondern stammen aus dem Patent des ehemaligen französischen Tennisspielers gleichen Namens.
Nun gut, weiter. Dass man die Farbe Ocker nicht wie Kartoffeln anbauen kann, war mir geläufig. Was ich nicht wusste: man baut sie trotzdem ab! Es gibt hier Ocker-Steinbrüche, aus denen schon die französischen Impressionisten ihre Farbe als zerkrümeltes Pulver bezogen und zu Millionen-Werken ummalten, bevor wir sie - rund eingetopft - als Schüler in Kunst in die Pelikan-Farbkästen steckten.

Dann der Mont Ventoux. Noch so was Bekanntes dort um die Ecke. 1912 m ist er hoch und jeder hat irgendwann schon mal vom Sofa aus gemütlich beobachten können, wie sich behelmte und beherzte Radfahrer im Pulk über geschätzte 1000 Haarnadelkurven den Berg hochquälten. Das Ganze nennt sich dann Tour de France und oben angekommen müssen alle Beteiligte trotz eines grandiosen Blickes direkt wieder runterrasen – ungerechte Welt. 

Aber jetzt: Apt. Was sich liest wie die Kurzfassung eines Wohnungsgesuches ist ein liebenswerter und daher im Hochsommer komplett zugeparkter Ort an der Bergkette des Luberon, gilt auch als Zentrum desselben. 12000 Ur-Einwohner wissen bei gutem Wetter nicht mehr, wie ihnen geschieht, wenn sich Menschenmassen durch den Ort wühlen und mittels Selfie-Stick versuchen, sich vor ein komplettes Bergpanorama zu zaubern.
Immobilienmakler hängen immer höhere Preise ihrer Objekte in die Schaufenster und machen wahrscheinlich ab 1.Oktober sechs Monate Urlaub auf Guadeloupe. Ein ernstgemeinter Blick auf eben solche Angebote kann aber nur frustrieren, daher lässt man es besser.
Nebensaison...Zeit zum Durchatmen für alle Beteiligten
Was aber auch in der Nachsaison nochmal alle vom Sommer braungegerbten Touris in die Stadt lockt, ist der samstägliche Wochenmarkt – über alle Grenzen hinaus bekannt. Die ganze Innenstadt verwandelt sich über Nacht in einen Markt für alles, was Menschen sich in westlichen Gefilden trauen zu essen.
Probieren ist angesagt! Die ANUGA ist ein Dreck dagegen. Eigentlich ist man schon pappsatt, wenn man das Ende des Marktes erreicht hat, geht aber denselben Weg doch nochmal zurück, weil man ja jetzt weiß, was man kaufen will. 
...ein bißchen scharf muss sein..

Tonnen von Käse, zig Arten von Oliven, Pasteten, Vanille, eingelegter Knoblauch, Honig von "umme Ecke", Würste aller Art (mit Wild, Nüssen, Fenchel, ohne alles...you name it), Schinken, Wein, Kuchen, Zimtstangen, Austern, eingelegte Früchte...


 Nougat mit Mandeln als provencalische Spezialität: der Verkäufer bot mir ein Stück an und meinte als Verkaufsargument, es hätte gut gekühlt ein Jahr Haltbarkeit. Das habe ich entschieden verneint - es schmeckte genial!





 
Komischerweise vermisst man hier gar keine Stände mit Handy-Hüllen oder garantiert echten Rolex für 22,50€...

Die Empfehlung kann hier nur lauten: Freitagabend anreisen. Gemütlich essen gehen (Empfehlung kann abgeholt werden!) und morgens zu Fuss vom Hotel 200m auf den Markt schlendern. Ein perfekter Tag.









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