Der Luberon und die Umgebung löst viele Fragen, die man gar
nicht hatte, zum Beispiel mit einem Blick auf die Karte. Den Ort Lacoste findet
man dort…schon mal gehört? Man kommt ins Stocken. Die am meisten weltweit gefälschten
Krokodile kommen aber nicht von da, sondern stammen aus dem Patent des
ehemaligen französischen Tennisspielers gleichen Namens.
Nun gut, weiter. Dass man die Farbe Ocker nicht wie
Kartoffeln anbauen kann, war mir geläufig. Was ich nicht wusste: man baut sie
trotzdem ab! Es gibt hier Ocker-Steinbrüche, aus denen schon die
französischen Impressionisten ihre Farbe als zerkrümeltes Pulver bezogen und zu
Millionen-Werken ummalten, bevor wir sie - rund eingetopft - als Schüler in Kunst in die Pelikan-Farbkästen steckten.
Dann der Mont Ventoux. Noch so was Bekanntes dort um die Ecke.
1912 m ist er hoch und jeder hat irgendwann schon mal vom Sofa aus gemütlich beobachten
können, wie sich behelmte und beherzte Radfahrer im Pulk über geschätzte 1000
Haarnadelkurven den Berg hochquälten. Das Ganze nennt sich dann Tour de France
und oben angekommen müssen alle Beteiligte trotz eines grandiosen Blickes direkt wieder runterrasen – ungerechte Welt.
Aber jetzt: Apt. Was sich liest wie die Kurzfassung eines
Wohnungsgesuches ist ein liebenswerter und daher im Hochsommer komplett
zugeparkter Ort an der Bergkette des Luberon, gilt auch als Zentrum desselben. 12000 Ur-Einwohner wissen bei gutem Wetter
nicht mehr, wie ihnen geschieht, wenn sich Menschenmassen durch den Ort wühlen und mittels Selfie-Stick versuchen, sich vor ein komplettes Bergpanorama zu zaubern.
Immobilienmakler hängen immer höhere Preise ihrer Objekte in die Schaufenster
und machen wahrscheinlich ab 1.Oktober sechs Monate Urlaub auf Guadeloupe. Ein
ernstgemeinter Blick auf eben solche Angebote kann aber nur frustrieren, daher
lässt man es besser.Nebensaison...Zeit zum Durchatmen für alle Beteiligten |
Was aber auch in der Nachsaison nochmal alle vom Sommer
braungegerbten Touris in die Stadt lockt, ist der samstägliche Wochenmarkt –
über alle Grenzen hinaus bekannt. Die ganze Innenstadt verwandelt sich über
Nacht in einen Markt für alles, was Menschen sich in westlichen Gefilden trauen
zu essen.
Probieren ist angesagt! Die ANUGA ist ein Dreck dagegen. Eigentlich
ist man schon pappsatt, wenn man das Ende des Marktes erreicht hat, geht aber denselben
Weg doch nochmal zurück, weil man ja jetzt weiß, was man kaufen will.
...ein bißchen scharf muss sein.. |
Tonnen von Käse, zig Arten von Oliven, Pasteten, Vanille, eingelegter Knoblauch, Honig von "umme Ecke", Würste aller Art (mit Wild, Nüssen, Fenchel, ohne alles...you name it), Schinken, Wein, Kuchen, Zimtstangen, Austern, eingelegte Früchte...
Nougat mit Mandeln als provencalische Spezialität: der Verkäufer bot mir
ein Stück an und meinte als Verkaufsargument, es hätte gut gekühlt ein
Jahr Haltbarkeit. Das habe ich entschieden verneint - es schmeckte
genial!
Komischerweise vermisst man hier gar keine Stände mit Handy-Hüllen oder garantiert echten Rolex für 22,50€...
Die Empfehlung kann hier nur lauten: Freitagabend anreisen. Gemütlich essen gehen (Empfehlung kann abgeholt werden!) und morgens zu Fuss vom Hotel 200m auf den Markt schlendern. Ein perfekter Tag.
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