als Peilhilfe nicht zu unterschätzen |
Wer ab und zu in meinem Blog gelesen hat, wird im Juli 2014
mitbekommen haben, dass sich in mir wieder so eine Art Magnetismus zu altem
Blech aufgebaut hatte. Der Mensch wird älter und schwebt immer öfter in den
guten alten Zeiten herum, bei Autofahrern ist es noch etwas schlimmer.
Auf jeden Fall setzte seit der Zeit wieder die Suche nach
einem "Fahrzeug mit Gesicht" ein. Alle gängigen Portale, bekannten Händler der Umgebung, Fachmagazine und
sonstige Quellen wurden abgegrast, um dem Objekt der Begierde näher zu rücken. Nun
muss man wissen, dass Oldtimer-Liebhaber noch (mindestens) eine Macke mehr als
andere Autofahrer haben: man sucht genau dieses eine Modell, dieses Baujahr, diesen
Motor, diese Farbe, diese Ausstattung und das am besten noch für lau und
technisch top.
Soweit die Wünsche.
Um sich einen „Marktüberblick“ zu verschaffen, gurkt man
dann auch schon mal bis nach Osnabrück oder Frankfurt, um sich „scheckheftgepflegte“
Spitzenteile anzusehen, bei denen man schon gewisse deftige Worte auf den
Lippen hat, wenn man die Rostlauben zum ersten Mal live sieht. Der Begriff „Originalzustand“
ist tatsächlich sehr dehnbar, begreift man nach dem dritten oder vierten
Anlauf. Selbst bei eindeutigen telefonischen Aussagen von Verkäufern wie „kein
Rost“ wandeln sich vor Ort – thanks heaven! – diese Verbrecher in plötzlich von
akuter Amnesie geheilte Wunderknaben, speziell wenn man das Auto auf der Bühne
hat und die Löcher im Unterboden entdeckt, durch die man schon den Fahrersitz
sehen kann. „Oh, jetzt seh ich´s auch!“
Probefahrten sind teilweise ungern geduldet, da man den
Wagen ja „nur bei Sonne und ohne Salz gefahren hat und der prima läuft“. Sitzt
man dann doch hinterm Lenker und tritt auch nach dem dritten Mal – diesmal mit
leicht panischem Blick – ohne merkliche Reaktion auf die Bremsen, kommt netterweise
von rechts die Erläuterung „ach ja, die Bremsen hat der TÜV auch bemängelt…“.
Nun, dies hatte ich alles in einer langen Kette von
Erfahrungen hinter mir und es war noch einer in der Liste übrig. Blöderweise in
Berlin. Aber zig Telefonate, Handybilder, Videoclips und Mails später war ich
der Meinung: der oder keiner. Alles stimmte, 240 Diesel, Baujahr 1975, Serie "Strich 8", TÜV neu,
Farbe und Ausstattung wie gewünscht. Ich also einen Billighin- und Rückflug gebucht
und los ging´s.
Alles lief gut: der Besitzer holte mich am Flughafen ab, Bühnenshow,
Probefahrt, Preisverhandlung in einer alten Berliner Kneipe und dann Vertrag.
Peng, meiner! Da pfiff ich doch auf den Rückflug und nahm in gleich unter´n
Arm. Die Nachtfahrt von dort legte er schon mal ohne Mucken hin.
ESC? APS? Bordcomputer? Park-Distance-Control? |
Im Fahrzeugtest steht: 0- 100 km/h : ja |
Hier steht er nun warm und trocken, wurde zwischendurch ein bisschen aufgepäppelt mit Motorwäsche, neuem Stern ( Sterne klauen ist eine in Berlin erfundene Sportart, habe ich gelernt!) und dem ein
oder anderen Teil, welches man halt aus Schönheits- und sonstigen Gründen im
Alter von 40 Jahren so braucht. Ab und zu fahr ich ihn dann mal die ein oder
andere Strecke und wecke beim Start des Treckers alle Mitanwohner auf. Ein trotzdem
noch netter Nachbar lässt mich bis März bei ihm parken, da ich dann meine
Japanschleuder im Leasing beende, einen Platz weniger brauche und mich ganz auf
ihn konzentrieren kann. Einen Namen hat er auch schon: Wilhelm II. (... ich
hatte vor 30 Jahren schon mal so einen, das war logischerweise der I.).
nur echt mit dem Dackel |
Kommentar meiner Tochter, als sie zum ersten Mal in Wilhelm
Platz nahm: „riecht wie Heinrich!“ ( Mein 65er Käfer aus früheren Zeiten)
So soll es sein.
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