Dienstag, 5. Januar 2016

Familienzuwachs oder: was lange währt…



als Peilhilfe nicht zu unterschätzen
Wer ab und zu in meinem Blog gelesen hat, wird im Juli 2014 mitbekommen haben, dass sich in mir wieder so eine Art Magnetismus zu altem Blech aufgebaut hatte. Der Mensch wird älter und schwebt immer öfter in den guten alten Zeiten herum, bei Autofahrern ist es noch etwas schlimmer.
Auf jeden Fall setzte seit der Zeit wieder die Suche nach einem "Fahrzeug mit Gesicht" ein. Alle gängigen Portale, bekannten Händler der Umgebung, Fachmagazine und sonstige Quellen wurden abgegrast, um dem Objekt der Begierde näher zu rücken. Nun muss man wissen, dass Oldtimer-Liebhaber noch (mindestens) eine Macke mehr als andere Autofahrer haben: man sucht genau dieses eine Modell, dieses Baujahr, diesen Motor, diese Farbe, diese Ausstattung und das am besten noch für lau und technisch top.
Soweit die Wünsche.
Um sich einen „Marktüberblick“ zu verschaffen, gurkt man dann auch schon mal bis nach Osnabrück oder Frankfurt, um sich „scheckheftgepflegte“ Spitzenteile anzusehen, bei denen man schon gewisse deftige Worte auf den Lippen hat, wenn man die Rostlauben zum ersten Mal live sieht. Der Begriff „Originalzustand“ ist tatsächlich sehr dehnbar, begreift man nach dem dritten oder vierten Anlauf. Selbst bei eindeutigen telefonischen Aussagen von Verkäufern wie „kein Rost“ wandeln sich vor Ort – thanks heaven! – diese Verbrecher in plötzlich von akuter Amnesie geheilte Wunderknaben, speziell wenn man das Auto auf der Bühne hat und die Löcher im Unterboden entdeckt, durch die man schon den Fahrersitz sehen kann. „Oh, jetzt seh ich´s auch!“
Probefahrten sind teilweise ungern geduldet, da man den Wagen ja „nur bei Sonne und ohne Salz gefahren hat und der prima läuft“. Sitzt man dann doch hinterm Lenker und tritt auch nach dem dritten Mal – diesmal mit leicht panischem Blick – ohne merkliche Reaktion auf die Bremsen, kommt netterweise von rechts die Erläuterung „ach ja, die Bremsen hat der TÜV auch bemängelt…“.
Nun, dies hatte ich alles in einer langen Kette von Erfahrungen hinter mir und es war noch einer in der Liste übrig. Blöderweise in Berlin. Aber zig Telefonate, Handybilder, Videoclips und Mails später war ich der Meinung: der oder keiner. Alles stimmte, 240 Diesel, Baujahr 1975, Serie "Strich 8", TÜV neu, Farbe und Ausstattung wie gewünscht. Ich also einen Billighin- und Rückflug gebucht und los ging´s.
Alles lief gut: der Besitzer holte mich am Flughafen ab, Bühnenshow, Probefahrt, Preisverhandlung in einer alten Berliner Kneipe und dann Vertrag. Peng, meiner! Da pfiff ich doch auf den Rückflug und nahm in gleich unter´n Arm. Die Nachtfahrt von dort legte er schon mal ohne Mucken hin.
ESC? APS? Bordcomputer? Park-Distance-Control?
Im Fahrzeugtest steht: 0- 100 km/h : ja
Hier steht er nun warm und trocken, wurde zwischendurch ein bisschen aufgepäppelt mit Motorwäsche, neuem Stern ( Sterne klauen ist eine in Berlin erfundene Sportart, habe ich gelernt!)  und dem ein oder anderen Teil, welches man halt aus Schönheits- und sonstigen Gründen im Alter von 40 Jahren so braucht. Ab und zu fahr ich ihn dann mal die ein oder andere Strecke und wecke beim Start des Treckers alle Mitanwohner auf. Ein trotzdem noch netter Nachbar lässt mich bis März bei ihm parken, da ich dann meine Japanschleuder im Leasing beende, einen Platz weniger brauche und mich ganz auf ihn konzentrieren kann. Einen Namen hat er auch schon: Wilhelm II. (... ich hatte vor 30 Jahren schon mal so einen, das war logischerweise der I.). 
nur echt mit dem Dackel








Kommentar meiner Tochter, als sie zum ersten Mal in Wilhelm Platz nahm: „riecht wie Heinrich!“          ( Mein 65er Käfer aus früheren Zeiten) 

So soll es sein.

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