petit déjeuner, le
Wird in einem Frankreich-Urlaub morgens der aus Gründen der Nachtruhe unterbrochene
Zustrom von Nahrung endlich wieder aufgenommen, so ist man als teutonischer
Tourist ohne Vorwissen zunächst aufgeschmissen.
Weit entfernt von den Variationen an Wurst, Schinken, Käse, Nutella, Kaffee,
Tee, Müslivariationen oder gar englischen Bacon und Würstchen-Orgien hält sich
der Franzose hier gar sehr bedeckt.
Als häufiger Besucher von Hotels mit z.B. „englischem
Frühstück“ bin ich da auch ganz glücklich, denn in den wenigsten Fällen konnte
ich bisher in solchen, von Gasflämmchen
erhitzten Rechauds Schmackhaftes entdecken. Allzu oft blickte ich auf
labberiges, halb flüssiges Rührei, in Fett schwimmenden, weichen Speck und die
armen, konsistenzlosen Tomatenhälften, die man zur wässerigen Anwesenheit nur deshalb verdammt, damit man auf der Karte sagen
konnte, das Frühstück sei komplett.
Nicht so hier: Vive la France!
Um solchen Problemen komplett und diskussionslos aus
dem Weg zu gehen, hält man sich hier an „weniger ist mehr“. Und das ist gut so. Ein Muss dabei: Cafe au
lait und ein Croissant. Punkt.
Es kommt also hier nicht so sehr darauf an, was man isst,
sondern eher wo. Und da gab es auf der Reise Kontraste.
Variante 1: Irgendwo hinter Orange auf der A7 – ohne was im
Bauch – morgens um halb zehn. Ein auf längere Dauer unhaltbarer Zustand, der
nach sofortigen Gegenmaßnahmen schreit, wie wir finden. Rechts in ca. zwei km
taucht ein Kirchturm mit Dorf drum rum auf, welches von weitem gemütlich
aussieht. Wir biegen ab und fahren Richtung Turm. Es ist eine Ansammlung
von Häusern, die in ihrem Charme vergleichbar wäre mit einem Dorf im
Harz an der ehemaligen Zonengrenze oder GAAANZ tief in der Eifel. Es gibt so weiße
Flecken auf der Karte, denen man nur wünschen kann, sie wären auch weiterhin weiß
geblieben. Als Bürgermeister würde ich die Vorzüge des Dorfes wahrscheinlich
mit „Ruhe“ und „ursprünglich in die
Natur eingebettet“ auf den Flyer drucken lassen. Wenn man viel Glück hat, kann
man noch die Geschichte bemühen und irgendein armer Schriftsteller hat sich dort 1897
bei einer Übernachtung (Gedenktafel!) zu einem Gedichtband inspirieren lassen, welcher aber leider nicht den Weg in
die Buchhandlungen geschafft hat.
Aber was soll´s - wir brauchen ja nur was in den Bauch.
Bei
einmaliger Umrundung und Durchquerung des Ortes stehen wir nach 20 Sekunden
wieder an einer der beiden einzigen offenen Türen – eine Kneipe und einen Bäcker
gibt es.
Die Kneipe empfängt uns mit warmem Neonlicht, einer
Einrichtung aus den Sechzigern und den Bässen zur Chartparade irgendeines
TV-Senders an der Wand. Vor der Theke hockt ein netter Mann mit wenig Haaren
und viel Ballonseide um die Beine auf dem einzigen Hocker – vor ihm ein
Espresso und einem der ersten Gläser Hochprozentigem des Tages. Dahinter die
Wirtin, die uns zwar gerne den Café
macht, aber uns für die Croissants zum Nachbarn verweist. Dort lassen wir uns einige aus ungefähr sieben
oder acht noch warmen Croissant-Varianten in die Tüte packen und gehen zum
Frühstück wieder rüber an unseren Tisch neben dem Billard.
Mittlerweile kommt auch die Postbotin mit dem Fahrrad und
schon steht ohne ein Wort die heiße Tasse für sie auf der Theke. Ein paar
Aktualitäten ( wer mit wem, die Kinder, das Wetter), Küsschen rechts und links, ein Schnaufen, um die Schwere des Jobs
allen Umstehenden zu verdeutlichen und weiter geht´s.
So langsam tauchen jetzt die Urgestalten des Dorfes auf – man kennt
sich noch von gestern Abend an gleicher Stelle und kann Themen und Getränke
von gestern lückenlos wieder aufgreifen. Alles in allem ein gemütliches
Plätzchen.
Cafe und Gebäck sind klasse – man fühlt sich gestärkt und
weiter geht’s.
…oder so: Variante 2 (demnächst).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen