Es war wieder soweit: es ging aufs
Wasser! Und dann noch „unter Stoff“ und nicht vor einem Motor her –wie schön!
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Route |
Obwohl ich als alter Aachener
früher nur 2,5 Stunden von da weg gewohnt habe, bin ich eigentlich an den
Wochenenden und im Urlaub immer nur dran vorbei oder drum rum gekommen, wenn es
ans Wasser ging. Vlissingen, Domburg, Oostkapelle, Veere …die üblichen
Verdächtigen halt.
Jetzt aber waren vier Tage Segeln
angesagt, und das auf einem – für Holland sehr typischen - Plattbodenschiff.
Hier kommt jetzt die Landratte und fragt: Boot oder Schiff? Und da raufen sich
die Instanzen auch schon ganz schön heftig, sehe ich so im (Inter- nicht
Fischer-) Netz: Gewicht, Kapitän (ja oder nein), Länge, eingetragen im Register
etc. pp. sind die Punkte, an denen man es unterscheiden kann. Für mich aber
ganz klar: das Ding war ein Schiff! Mit 25 Metern hat es ein Recht dazu, finde
ich, basta.
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Amore Vici beim Nachbarn geparkt |
Eric und Jelly, das Skipper
Ehepaar, haben ihre „Amore Vici“ , einen alten Lastenkahn, der mit Kohle, Holz
oder Säcken voll irgendwas lange an der holländischen Küste langschipperte,
gekauft und vor Jahren mit viel Geld und noch mehr Liebe zu einem prima
Personenschiff umgebaut.
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Skipperfrau und Skippermann |
Alles, was der Mensch so braucht, ist an Bord: 20
Kojen in 2-er und 4-er Kabinen, großes „Wohnzimmer“ , Kombüse mit einem großem
Gasherd (den ich selbst gerne zuhause hätte), Stauraum ohne Ende und Duschen,
die es wert sind, so genannt zu werden (zumindest im Vergleich zu Duschen auf kleineren
Yachten, die ich so kennengelernt habe). Und die Skipper wohnen komplett separat
ganz hinten.
Das Ernährungs-Programm hieß „Selbst-Verpflegung“
für vier Tage und so startete das Einschiffen im Hafen von Enkhuizen mit zwei Stunden Einräumen von
Baguette, Senf, Bier, noch mehr Bier, Salaten, Leberkäse, Aufschnitt,
Frikadellen, Wasser (nicht so viel), noch n bißchen Bier, Aufback-Brötchen,
Eiern, Wein, etwas Bier, Nudeln und einer Haribo-Mix-Kiste in Kompaniestärke.
Ach ja, und Bier.
Von den 18 Landratten und –rättinnen
(Altersklasse: 12 bis um die 70) kannte ich vorher gerade Mal fünf und alle
anderen stellten sich im Laufe der Tage ebenfalls als komplett in Ordnung da.
Nun muss man wissen, dass sich
meine Erfahrung vom Segeln auf Boote mit maximal 13 Metern Länge erstreckt. Da
zieht man das Großsegel schon mal zu zweit hoch, mal geht´s mit Winsch zum
Kurbeln, mal auch elektrisch. Bei der Amore Vici gab es eine Einweisung in
Sachen Seilen, Knoten, Fallen, damit das kontrollierte Hochziehen der Segel
nicht in einem kompletten Chaos endet. Vier Mann hoch sind da schon gefragt, man
steht dort in der „Hau-Ruck“ – Kette und kommt sich vor wie ein Seekadett auf
der Gorch Fock, wenn der Lappen dann endlich oben ist.
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Was für was? |
Von diesen Lappen gab es
dann drei: Großsegel, Focksegel und Klüver. Und entgegen dieser typischen
Mittelmeer-Touristen Schiffe, die die Masten eigentlich nur zur Zierde und im
Prospekt tragen, segelten wir dauernd – außer natürlich im Hafen.
Noch ein Unterschied zum
Hobby-Segeln: das Steuer. Hier kann man es so nennen, es reicht einem bis zum
Hals und braucht bei stärkerem Wind auch Kraft. Permanentes Kurbeln ist
angesagt, wenn man nicht wie ein Idiot in Serpentinen-Manier durchs Gewässer
schlingern will. Dauernd geht der Klüverbaum
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Mit Netz und einfachem Boden |
(der Mast da ganz vorne, der
dieses Netz unter sich hat, wo man so toll drin liegen kann) woanders hin als
man gedreht hat…
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Steuerrad sucht Steuermann |
Die Stationen: Enkhuizen, Makkum,
Medemblik, Enkhuizen. Dazwischen dann noch ein Highlight: das Trockenfallen im
Watt der Nordsee. Haben doch diese Plattbodenschiffe keinen Kiel, sondern eben
diese riesigen Seitenschwerter. So kann man sich bei ablaufendem Wasser einfach
über eine Untiefe bewegen und ankern. Dann wartet man, bis das Wasser
verschwunden ist – fertig. Aussteigen, Wattwandern, Muscheln suchen u.s.w.
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Die Energieecke Hollands: Tausende von Kilo Watt |
Und wenn man so eifrige Sammler hat wie wir, gibt’s
nach der Rückkehr aufs Schiff eine Auswahl von Muscheln verschiedenster Formen,
kurz geschwenkt in heißem Olivenöl, kleingeschnittenen Zwiebeln, Knoblauch und
Kräutern. Dazu etwas Brot und Weißwein: da lasse ich jedes Sterne-Restaurant an
Backbord für liegen!
Auch ein nettes Zwischendurch: der Besuch der Mastspitze!
Mit dem Bootsmanns-Stuhl um den Wanst geschnallt geht es dank intensiver Arbeit
der unten Stehenden am Flaschenzug langsam nach oben: Photographen nach vorne! Für Nicht-Geübte wohl
nur bis Windstärke zwei zu empfehlen…
Was sich auch als Nicht-Wassersportler lohnt, sind Besuche
eben dieser angelaufenen Orte: Postkarten-Motive für Fotografen, schöne Häfen,
kleine Kneipen mit Live Musik, Restaurants, Spazierwege an der Küste entlang
etc. …you name it. Dass es an den Sommer-Wochenenden voll wird, davon kann man allerdings ausgehen.
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