Gut, ich gebe ja noch zu, dass ich meinen Oldie, den
75er Mercedes, gerne auch oft als Alltagsfahrzeug nutze, weil Wilhelm II. eben
unverwüstlich ist mit seinem 65 PS-Diesel Herz.
Meistens…bis auf die Ausnahmen.
So geschehen vorletzte Woche Samstag. Der Anlasser macht
noch einmal „uuurp“ und dann nichts mehr. Ein müdes Glimmen im Armaturenbrett gibt
letzte Zeichen einer akuten 12 Volt-Mangelerscheinung.
„Ha“, denkt der vermeintliche Experte, „Batterie leer.“
O.k., eine kurze Fahrt mit dem Auto der Partnerin zum nächsten Baumarkt und man
kommt mit einem Batterie-Ladegerät zurück. Zwei Stunden später, so der Gedanke,
sollte der Bleiklumpen wieder so viel Saft abgeben, dass man zumindest starten
kann.
Soweit die Theorie.
Das Zeigerchen des Gerätes zeigt zwei Stunden später auf
der Skala vermeintlich noch tiefer als vorher und so gewinnt der Gedanke an
Kraft, dass es mit einem gutgemeinten heftigen Energie-Stoß aus der Steckdose
wohl nicht mehr getan ist. Eine neue Batterie muss her.
Gesagt - gesucht.
Nun aber bewegen sich drei Herzen, ach, in meiner Brust.
Das erste sagt: es muss nicht die Batterie für 200 €
sein. Mal sehen, was Tests und Vergleiche im Netzt so hergeben. Ergebnis: ein
empfohlener Shop in Kiel bietet das passende Teil incl. „Batteriepfand“ für knappe
hundert Schleifen. Aufatmen!
Das zweite meint: ziemlich schwer, so´n Teil! Besser,
man nutzt jetzt mal die oft verteufelten Online Bestellungen und unterstützt
den örtlichen Autobatterie-Handel nicht. Zumal man sonst immer der heftige
Verfechter von „ich kaufe vor Ort und bin aktiv für den örtlichen Einzelhandel“
steht. Im Konsum-Himmel habe ich also sicher mal ein, zwei Pluspunkte gut. Und
weil die Partnerin bis Mitte der Woche mit dem Zivilwagen nicht zugegen ist - man
daher also eher unbeweglich lebt. Also. lieber Paketbote, du hast sicher eine
Sackkarre und bewegst mir das 20 kg-Ding vor die Garage zur weiteren
Verwendung.
Und das dritte sagt: Express Versand wird angeboten –
9,50€ und das Teil steht hier „in 1-3 Werktagen“ vor der Tür bzw. Garage. Also:
per Express bestellt und warten.
Und jetzt beginnt die eigentliche Story.
Clevere
IT-Experten haben dem Versandhandel ein Teil spendiert, was sich „Paket-Tracker“
oder ähnlich nennt. Kurz: man sieht, wo die Ware gerade ist.
Man kann sich also quasi beim Paketboten in den LKW
setzen und weiß, wann er klingelt. Dachte ich.
Um die Sache kurz zu machen: ich habe mich seit dem 2.6.
kaum aus dem Haus getraut, um nichts zu verpassen. Laut Tracker wurde seit dem zwei Mal eine Zustellung versucht und es hat nicht geklappt. Selbstverständlich hat man mich mit Zetteln informiert.
Einen Boten des dpd Dienstes habe ich seitdem nicht
ausmachen können.
Eine Benachrichtigung ebenfalls nicht.
Nachbarn wurden ebenfalls nicht informiert.
Nun gibt es ja in jeder anständigen Firma eine Hotline.
Warteschleifen mit Dudelmusik, netten Sprüchen über die vermeintliche Rest-Wartedauer
und das charmante Angebot, alles Online regeln zu können…warum also hier
weitermachen?
Ganz einfach: WEIL MAN SAUER IST!
Schon nach zehn Minuten kommt die (anfangs noch) nette
Mitarbeiterin und versichert einem, dass da sicher was falsch gescannt wurde.
Jetzt aber! (Das war gestern Vormittag) Das Paket ist auf dem Wagen und sie
kann mir die voraussichtliche Lieferzeit zwischen 13 und 14 Uhr geben. Es wären
noch dreißig Stopps für den Fahrer und dann…ja, dann… kommt´s.
Es ist Samstag, elf Uhr morgens, das Wetter ist schön, man
möchte gerne mal in die Stadt zum Shoppen und Sitzen und Gucken und so. Tja,
was wäre, wenn die Batterie jetzt käme und der Fahrer wieder so ein Schluffen
ist? O.k., also hat man eben bis SPÄTESTENS 14 Uhr was zuhause zu tun und
wartet.
14 Uhr.
14.15 Uhr.
Ein gewisses Maß an Ärger ist zu spüren, inclusive
Hund, der noch auf seine Runde wartet.
Jetzt reicht es: ein erneuter Anruf bei der Hotline.
Oh Wunder! Schon nach drei Minuten eine lebende Stimme. Man könne da jetzt
überhaupt keine Uhrzeit sagen, sie wisse nicht woher die Kollegin das hätte.
Ja, es sei noch in Zustellung.
Bevor sich die Wolkenam Himmel und im Gemüt jetzt ganz eng ziehen, denkt man
an eine Patentlösung: Zettel an die Klingel. „Bitte Paket da hinten hinter die
Hecke stellen.“
Und ab in die Stadt.
18 Uhr: Rückkehr.
Kein Paket, kein Zettel im Kasten.
Hotline: nur bis 15 Uhr besetzt.
Der Tracker gibt sich unbeeindruckt: „Paket ist in
Zustellung“
Seit dem 5.6. ununterbrochen.
Ich habe auch schon gegoogelt, ob es vielleicht einen
Ort gibt mit Namen „Zustellung“ – leider nicht. Eine Firma namens dpd habe ich seitdem aus meiner Kontaktliste gestrichen.
Datum
|
Uhrzeit
|
DPD Paketzentrum
|
Paketstatus
+
|
06.06.2020
|
04:40 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
In
Zustellung.
|
06.06.2020
|
04:40 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
In
Zustellung.
|
05.06.2020
|
05:10 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
In
Zustellung.
|
04.06.2020
|
18:49 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
Ihr Paket
konnte nicht wie geplant zugestellt werden und ist wieder im
Paketzustellzentrum.
|
04.06.2020
|
11:53 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
Leider
konnten wir Ihr Paket nicht zustellen.
Der
Empfänger wurde nicht angetroffen. Benachrichtigung wurde hinterlassen.
|
04.06.2020
|
05:56 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
In
Zustellung.
|
04.06.2020
|
05:39 Uhr
|
Hückelhoven
(DE) ...
|
Im
Paketzustellzentrum.
|
03.06.2020
|
14:19 Uhr
|
Osterrönfeld
(DE ...
|
Paket
unterwegs.
|
02.06.2020
|
18:07 Uhr
|
DPD Datenzentrum
|
Warenausgang
beim Versender.
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen