Klar, beides waren
Kopfverdreher - zu ihrer Zeit. Der eine brachte wegen des für damalige
Verhältnisse relativ hoch angesiedelten Rocksaumes Fahrer des anderen sicher
öfter zu einer Beinah-Kollision mit allem, was auf britischen Straßen so
umherfuhr – und dann noch auf der falschen Seite!
Hier geht es aber um den
zweiten.
Mini…selten hat sich ein
Name so lange gehalten und ist heute so unpassend geworden. Nicht falsch
verstehen: wenn er heute als Neuvorstellung auf dem Markt der Automobile
erscheinen würde, wie er denn jetzt so dasteht mit seinen um die vier Meter
Kantenlänge: ich finde ihn gut. Bietet immer noch ein gewisses Maß an
Knuffigkeit und sicher dank BMW eine entsprechende Technik. Aber der Name?
Zugegeben, ich stamme aus
der Zeit der Siebziger Jahre Dinosaurier, trauere in manchem dieser Zeit nach –
speziell dem Design gewisser Automarken und -typen.
Welches Auto auf den
Straßen hat heute noch ein Gesicht? Ich würde um eine Dieselfüllung wetten,
dass man manche Pkw-Marken nicht mehr erkennt, wenn man die Embleme abschraubt.
Das wäre einem Käfer- (Kadett-, Taunus-, …you name it) Fahrer nicht passiert.
Die Herstellung dieser
Ikonen waren noch weit entfernt von der Existenz der berühmten „Halle 54“ von
VW, einem Bau, der die Zusammenschraub-Arie der fahrbaren Endprodukte ab Anfang
der Achtziger mehr und mehr den vollautomatischen, computergesteuerten,
einarmigen – und weil Arbeitsplätze klauend – Banditen überließ.
Ich war zu dieser Zeit im
Marketing des – noch - eigenständigen Rover / Land Rover Konzerns tätig, hatte
die Vorstellung des damals "bahnbrechend" neuen Range Rovers in Deutschland mit
zu geleiten (wenn man ein Modell nach 26 Jahren Marktreife neu rausbringt, ist alles bahnbrechend...). und durfte zur Einführung und zum besseren Job-Verstehen eine Tour
durch die Schrauber-Zentren von Rover incl. der Montagehallen des Mini in
Longbridge erleben.
Genauigkeit, schwäbische Technik, einwandfreie Spaltmaße,
Qualität …das war hier – oh, Verzeihung, falscher Text.
Eine Halle, die man in
Deutschland auch als Werkstätte eines größeren freischaffenden
Meister-Fricklers einsortiert hätte, öffnete sich dem neugierigen Betrachter
(mir). Verdreckte Betonböden, herumliegende Lappen, Werkzeug zur freien
Verfügung überall verstreut, teilweise ausgelaufene Ölkannen mit entsprechenden
Flecken und Arbeiter, die auch aus der Zeche Prosper Haniel hätten stammen können.
Als Höhepunkt: die
Qualitätskontrolle. Hier wurden, ganz am Ende des Montagebandes, sämtliche
Spaltmaße, also die sichtbaren Zwischenräume der fertig lackierten Karosserie-Bleche,
korrigiert. Ein Fehler, der in Deutschland, da so gut wie kaumstens
vorkommend, mit Lupe, Lineal und Wachsstift von einem sauber in Weiß
bekittelten Dipl.-Ing. auf dem entsprechenden Blech vorsichtig markiert wurde. Das
Fahrzeug wurde aus dem Band geholt und ganz vorne zur Korrektur mit einer freundlichen
Ermahnung an die dort Arbeitenden wieder eingereiht.
Nicht so in Good Old
Britain.
Der Mini rollte vom Band,
ein Blaukittel mit filterloser John Player Kippe im Mundwinkel sah ihn sich von vorne und der Seite an, ging prüfend auf
die linke Seitentür zu, die selbst aus meinem Blickwinkel eine deutliche
Schräglage ausstrahlte. In der linken Hand einen Gummihammer, in der rechten
einen dicken Woll-Lappen setzte er den Lappen an einem Stück Tür an und brachte
die Tür mit einem gezielten, durch den Lappen gedämpften Hieb in neue Stellung.
Die Zigarettenasche, die sich durch den Ruck gelöst hatte und aufs polierte Blech rieselte, wurde mit einem Wisch nonchalant beseitigt. Dann nahm er einen Schraubenzieher, öffnete die Tür und zog innen eine Schraube im Scharnier nach.
Fertig, Haken auf´s Kontrollbrett und Qualitäts-Kleber auf die Scheibe.
Fertig, Haken auf´s Kontrollbrett und Qualitäts-Kleber auf die Scheibe.
Wer sich je wunderte,
woher der Begriff „British Elend“ stammte, war hier einer Lösung verdammt nah.
Aber die Kiste hatte
so was von Stil! Go-Kart Qualitäten auf der Teststrecke des Werkes, Traum-Maße zum Einparken
im Londoner City-Gewühl und ein Preis, der sich ziemlich am unteren Ende der
„Welches Auto kann ich mir leisten“ Skala bewegte.
Gut, wenn es um
Transport-Fragen ging, wendete man sich doch besser an Freunde mit einem
richtigen Kofferraum, der den Namen verdiente. Oder man hieß Rowan Atkinson (Insider
wissen, was ich meine).
Und so geschah es, dass
BMW ihn übernahm. Seitdem wächst und wächst und wächst er.
Heute ist er eben ein
Auto. Schön, aber eben kein Mini mehr.
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