Alle Jubelmonate möchte ich zusammenfassen, was sich so
getan hat und bin immer erstaunt, wieviel es doch war. Im täglichen
Vor-sich-hin-brasseln geht manches einfach oft unter.
Zunächst gibt es da dieses Haus in Aachen. Ab wann darf man
eigentlich „Elternhaus“ sagen? Reicht es schon, wenn die Eltern dort gewohnt
haben? Oder muss man auch selbst mal darin gelebt haben?
Sei´s drum: während
vieler Umzüge – ich habe bei mir persönlich bei 17 Stück aufgehört zu zählen – war
seit 1972 dieses Haus mein geografischer Ruhepol, da in dem Jahr meine Eltern
dort mit mir eingezogen sind. Ich selbst habe dann noch einen Teil meiner Teenie Zeit
(den anstrengendsten für meine Eltern, soviel ist sicher) dort gewohnt. Ab da
war unser Haus immer der Punkt, zu dem man zwischendurch „nach Hause“ kam.
Als ich es dann vor zwei Jahren als Erbe übernahm, war es für
mich klar, dass ich irgendwann auch wieder in „Oche“ wohnen wollte. Kindergarten,
„Volksschule“, Gymnasium, Studium, von all den Zeiträumen gab es so viele Erinnerungen,
dass ich nicht durch die Stadt gehen kann, ohne an jeder Ecke an irgendetwas erinnert zu
werden.
Markt: in mancher Freistunde konnte man da am Brunnen sitzen.
Und als Student mittags auf dem Weihnachtsmarkt schon den ersten Glühwein
testen.
Café "Kittel": keine hundert Meter von der Schule, also oft
frequentiert.
„Molkerei“: DAS Stamm Café im Studium. Man traf jeden.
„Katakomben“: freitags abends Disko – ich berichtete bereits…(siehe unter: "Mein Gott, waren wir cool!")
Mensa Academica: der mittägliche bange Blick zum Schaukasten,
was den „Köchen“ wieder an gruseligen Kombinationen als Tagesmenü für Studenten
auf dem ausgestellten Tablett eingefallen war.
Roermonderstrasse: Moped-Unfall am Ende der Überführung, weil
ein blöder NSU Prinz Fahrer vor mir das Links-Abbiegeverbot übersehen hatte
Ponttor: (weicher) Sturz in eine Hecke, weil ich beim
Abbiegen mit dem Mofa die Kurve zu schnell nehmen wollte
Eurogress: gefühlte 1000 Veranstaltungen als Kellner im
Studium bedient, leider hauptsächlich zu Karneval…tataaaa!
Stadttheater: meinen Vater nach der Schule dort oft mittags nach der Orchesterprobe
abgeholt und mit ihm nach Hause gefahren.
…und, und, und.
Auf jeden Fall war jetzt ab April Renovierung angesagt - und
das mitten in Corona-Zeiten! Fünf „Gewerke“ mussten aufeinander abgestimmt
werden. Container in den Vorgarten und los mit dem Ausmisten von Tapeten,
Mauern, Kabeln, Holz, Teppichboden und so weiter. Ich merkte wieder, wo die
Muskeln saßen.
Dann kamen Putzer, Maler, Elektrik, Installateur und Energieversorger dran. Ich
bangte jeden Tag, dass irgendwer in der Kette absagt. Nix war! Alles klappte.
Dann Umzug und - leider – Auszug aus dem Gut in Erkrath. Zehn schöne
Jahre mit vielen netten Menschen um einen rum, die einen die ein oder zwei
Miesepeter vergessen ließen, die es immer gibt, wenn viele auf einen Haufen
wohnen.
Supernette Verabschiedung mit Kuchenbuffet, Geschenken und Ansprache. Aber viele Kontakte
werden bleiben, das ist sicher.
Und wenn ich jetzt durch Aachen gehe, höre ich oft die
Schelte in den Medien über die Innenstadt, die vor die Hunde geht, weil überall
die Schaufenster verwaisen, Bauprojekte über Jahrzehnte nicht umgesetzt werden,
Studentenbuden fehlen oder unbezahlbar sind oder Fahrradfahren immer gefährlicher
wird.
Mag sein, dass es da knirscht – wie es auch schon knirschte,
als ich hier in drn Achtzigern studierte. Aber das tut es in jeder Stadt.
Und hier habe ich viele
schöne Ecken entdeckt, die ich damals noch nicht kannte. Das Frankenberger
Viertel gab es in dieser Art noch nicht. Ein klein bisschen Prenzlauer Berg: Altbauten,
Leben auf der Straße, türkische Gemüsehändler, Parks.
Waldwege, die man mit Hund entdeckt. Maastricht als
Shoppingdestination. Lüttich in Sprungweite mit französischem Flair.
Also: bis jetzt war alles richtig so. Muss man ja auch mal
sagen dürfen!
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