Einkaufen oder – wie Omi Hanni sagte – „Einholen“, war damals ein etwas anderes Erlebnis als heutzutage. Omi ging mit mir an der Hand auf dem Bürgersteig, den sie aus mir unerfindlichen Gründen „Trottoir“ nannte, zum „Konsum“, der ein paar hundert Meter die Strasse entlang lag.
Zunächst öffneten wir die Glastür und die Glocke oben im Türrahmen machte das schon von Didi Hallervorden für die Ewigkeit geräuschtechnisch in Worte gepresste „Palim Palom“. Man konnte sich noch nicht selbst bedienen, sondern Omi gab dem netten Herrn im weißen Kittel hinter der Theke – nach einer persönlichen Begrüssung und der Frage nach dem Befinden - unsere Bestellung durch. Konserven, Zigaretten, Kaffee oder ähnlich abgepackte Waren stellte er vor uns hin; Erbsen, Äpfel und ähnliches stand in Säcken davor, er nahm alles mit einer Metallschaufel heraus und steckte es in braune Papiertüten. Milch zapfte er für uns aus einem grossen gekühlten Metallbehälter direkt in unsere mitgebrachte Kanne.
Das Wichtigste zum Schluss: die Gläser mit den Süssigkeiten. Lutscher, Lakritz Schnecken, dicke Himbeerbonbons und andere himmlische Dinge waren sichtbar und eine Sache durfte ich mir immer aussuchen- quasi als Zugabe.
Alle Sachen kamen in ein Einkaufsnetz, was die Eigenschaft hatte, sich unendlich ausdehnen zu können, da die Maschen „mitwuchsen“.
Auf dem Heimweg einer dieser Einkaufstouren wäre es dann einmal beinahe um mich geschehen. Ich hatte mir ein dickes, rotes Himbeerbonbon in den Mund gesteckt und es landete irgendwann in meiner Luftröhre. Ich würgte und röchelte neben meiner Omi und sie wusste sich nach einer bedrohlich langen Zeit, die schon mit auf-den-Rücken-klopfen und ähnlichen Hilfestellungen vergebens vergangen war, nicht mehr anders zu helfen als mich an den Füssen zu packen, kopfüber hochzuheben und zu schütteln. Irgendwann kam das Bonbon dann raus gehüpft und wir waren beide äusserst erleichtert.
So voll bepackt kamen wir dann zuhause an und jetzt folgte eine wichtige Tätigkeit zum Abschluss: das Einkleben der Rabattmarken. Lange Streifen mit Aufdruck wanderten in ein Heft und dieses wurde dann, wenn es voll war, beim Kaufmann zur Verrechnung abgegeben.
Diese ganzen Kindheitserinnerungen kommen mir dann immer hoch, wenn ich meinen Einkaufswagen durch den Discounter schiebe und auf „wir öffnen Kasse drei für sie“ reagieren muss…
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