Dienstag, 14. Mai 2013

Zeit und Geld



Beide Themenbereiche werden oft gleich behandelt – wie falsch! Zeit ist Geld: ganz falsch!! Zeit sparen: geht kaum. Geld sparen: geht sehr wohl. Das als Einleitung.

Alles Denken beginnt schon mit dem Ursprung: Zeit „ist da“ bzw. hat jeder von uns – nicht unendlich, aber zunächst einmal (bei Geburt) genug. Das Bewusstsein darüber, dass die einem zur Verfügung stehende Zeit endlich ist, wächst erst mit den hoffentlich noch kommenden Jahren. Am deutlichsten kann ich es beobachten, in dem ich meine Geduld bei „Hotline“-Warteschleifen-Gedudel immer eher schwinden sehe.

Mittlerweile bekomme ich einen Schrecken, wenn ich schon wieder einen Monat an meinem Kalender abreiße. Was hast du diesen Monat, diese Woche, heute… eigentlich getan und mit deiner Zeit angefangen? Schon wieder Weihnachten: Schock! 

O.K., man kann „Zeit sparen“. Man fährt einen kürzeren Weg, ist daher eventuell schneller da und hat mehr Zeit für…? Für was? Ist es wichtig, in kürzerer Zeit mehr Arbeit geschafft zu bekommen als früher? Die Werbe Sing-sangs der Nachkriegszeit versprachen den noch nicht emanzipierten Hausfrauen beim Einsatz von Waschmaschinen zwei Stunden, bei Spülmaschinen eine Stunde, bei Staubsaugern eine halbe Stunde, bei Mixern zehn Minuten und bei Mikrowellen später nochmal eine halbe Stunde Zeitersparnis. Was hat die Dame damit angefangen? Hätte sie nicht ab da im getupften Kleid (BURDA-Schnittmuster) den halben Tag auf der Couch vor dem Nierentisch und der Tütenlampe sitzend die „Quick“ oder „Bunte“ lesen können, bis der abgekämpfte Gatte mit Hut und Aktenkoffer im ersten Opel Rekord aus dem Büro kam? Mitnichten. Hat sie nicht. Die Zeit war einfach weg.
Warum lässt man sich heute vom ständigen Strom der Klicks und Bimmeleien auf Laptops und Smartphones fesseln? Was verpasst man, wenn man die ach so wichtige SMS erst zwei Stunden später liest? Nichts. Die Information, dass das eigene Kind in den Händen terroristischer Einwanderer aus dem Sudan ist, gefesselt in einer Gletscherspalte in der Schweiz liegt und die Million morgen früh im Koffer auf einem Flugfeld in Mecklenburg  stehen soll, bekommt man sicher erstens selten (ich mangels Million schon gar nicht) und zweitens dann auch anders. Da besteht schon eine gewisse Bringschuld seitens der Sudanesen.

„Ich hab keine Zeit.“ Klar, wie auch. Als Kind ging man nach den Hausaufgaben raus und besuchte Hartwig oder Olaf zum Spielen – man konnte sicher sein, mindestens einer hatte Zeit und war da. Versuche, heute mit Freunden einen Termin für ein gemeinsames Essen, ein Billard-Spiel oder so im Kalender zu finden, werden zusehends mühseliger: „…mal sehen, was im Juli so geht.“
Zeit ist Geld. Ein Spruch, der oft gehört und selten wahr ist. Fällt bei mir in die Kategorie „Stramm behauptet ist halb bewiesen“.
Wo soll er stimmen? Wenn ich einen Handwerker bestelle, nimmt er dieselbe Summe, ob er zehn Minuten oder eine Dreiviertelstunde an meiner Waschmaschine schraubt. Der ernährt sich von seiner Anfahrts-Pauschale, vor allem, wenn der nächste Kunde zwei Häuser weiter wohnt und er dieselbe nochmal berechnen kann. Ich bin übrigens sicher, daß die erfolgreichsten Installations- und Elektrofirmen die mit einem Logistik-Fachmann in der Belegschaft sind, der auf der Basisi die optimalen Tagestouren berechnet.

Verdiene ich mehr Geld, wenn ich in meinem Job einen Kunden zum Thema Rente in einer halben Stunde anstatt  in zwei Stunden berate? Nein, oder wie der Holländer sagt: vice versa. Ich verliere ihn eher, wenn er sich oberflächlich behandelt fühlt.

Zeit ist Geld. Der einzige Punkt, an dem ich diesen Spruch erfüllt sehe: im Parkhaus. Ich habe mir übrigens geschworen, in meinem nächsten Leben kaufe ich ein Parkhaus – ein sichereres und leichteres Einkommen kann ich mir nicht vorstellen.

Apropos Einkommen: Sparen kann man  Geld. Aber auch da gilt – wie bei der Zeit: es macht nur Sinn, wenn es sinnvoll verwendet wird. Ein Plus auf dem Konto in Strafmandate, Handyversicherungen oder Bananenschneider von Tchibo zu investieren, macht überaus wenig Sinn. Für Reisen, Bücher und gutes Essen zahle ich dagegen gerne. Aber selbst wenn man mehr hat, ist es nicht immer mehr Wert. Siehe USA: irgendwann rollt die Inflation los, weil Mr. Bernanke und Konsorten seit Jahren so viel Öl auf die Gelddruck-Maschinen gegossen haben, dass sie irgendwann drauf ausrutschen.
Fazit aus meiner Sicht: was hier Sinn macht, ist ein Equilibrium. So, jetzt hab ich den Humanisten auch mal rausgelassen. Verdiene ich die Million, hab ich keine Zeit für mir wichtige Dinge (außer beim Parkhaus). Verdiene ich kein Geld, hab ich keine Zeit bzw. brauche sie, um die Banken wegen meines Kontostandes zu beruhigen. Dazu beim nächsten Mal.

Keine Kommentare: