Samstag, 24. August 2013

Italien, Land der Sonne Teil3: der Strassenverkehr



Italienische Autofahrer haben ja von jeher den Ruf weg, sich auf einer Ebene der Straßen-Beherrschung wie Franzosen zu bewegen: je lauter die Hupe desto biegsamer die Regel. 

Ich bin in Aachen groß geworden und da gab es in den Siebzigern noch dieselbe Imagewerbung für die Belgier, weil sie angeblich den Führerschein nach einem Wochenende bescheinigten aufmerksamen Beifahrens ohne Alkohol überreicht bekamen. Beim Anblick von roten Nummernschildern (vor oder hinter einem) fuhr man lieber erst mal rechts ran.

Wer nach Italien will, kommt durch irgendwelche Tunnel. Diese haben eine doppelte (!!) durchgezogene Linie in der Fahrbahnmitte, mindestens alle zweihundert Meter ein beleuchtetes 50km/h oder 80 km/h Schild und den deutlichen Hinweis, erstens jetzt endlich langsam zu fahren oder zweitens beim geblitzt werden nett zu lächeln.

Frisch mit 55,5 km/h (ein bisschen Spiel ist ja auch hier immer) in einen solchen dunklen, engen, langen, lauten Tunnel eingefahren, wunderte es mich als tapferer Teutonen-Tourist nicht wenig, als mich erst mal ein Horde Ducatis ohne Schalldämpfer und ein paar Alfas (rot natürlich) mit einem Geheul rechts quasi stehen ließen, dass ich meinte, ein Flattern meiner Scheibenwischer bemerkt zu haben. (Kann Gummi Angst haben?).
Anscheinend gehen Tifosi in Kenntnis ihrer Staatsführung davon aus, dass Hinweisschilder, um aus der Euroschulden-Krise wieder raus zu kommen, aus Kostengründen einfach aus recycelten Pizzablechen bestehen, und davon hat man ja eh zu viele. Also: gar nicht ignorieren. Und die Doppel-Linien am Boden werden wohlwollend unter „Kunst am Tunnel“ verbucht.

Nach zwei Wochen aktiver Teilnahme am Verkehr auf dem Stiefel muss ich Abbitte leisten. Vielmehr stelle ich fest, dass gewisse Akklimatisierungs-Prozesse meinerseits zu notieren sind.

Im Zuge der späteren Roadster Touren durchs äußerst schöne und kurvenreiche Chianti entwickelte sich mein Fahrstil von Tag zu Tag ins Mediterrane. Bleche und Linien wurden wohlwollend zur Kenntnis genommen und an die aktuell zu beobachtende Verkehrslage angepasst; das versteht man so ungefähr qua definitionem unter Intelligenz, und wer will sich da ausschließen? Und so kommt der Tag, an dem man den ersten blöden Touristen aus Emden überholt, weil der da so kriecht, nur weil ein Schild ihm das sagt.

Eine ergänzende Mitleidsbekundung mit den italienischen Autofahrern sei erlaubt: wer je über italienische Brücken der Autostrada fuhr und die aus Deutschland bekannten, aber selten als störend erlebten Dehnungsfugen überfuhr, der meint an denen im Süden nachweisen zu können, dass die Kontinentaldrift eindeutig noch nicht beendet ist. Es sollen in diesen Lücken auch schon 500er FIAT verschwunden sein.

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