Teil 4 kommt bei mir nach Teil 5, aber es geht ja
auch um Italien…
Toskana, später
Nachmittag, Hitze, Hunger und eine lange Autofahrt. Aus diesen Variablen setzt
sich unser Wunsch nach einem schattigen Plätzchen mit Speisekarte und Wein vor
dem Bauch zusammen.
Gedacht, getan, das nächste
Städtchen muss dran glauben.
Es liegt oben auf
einem Hügel und bietet nicht nur eine tolle Aussicht auf die Umgebung sondern
auch irgendwas im Innern, was bis jetzt nur Lärm macht, aber nicht zu sehen
ist. Beim Näherkommen erkennt man: es wird gefeiert. Die Piazza ist rammelvoll –
ein Kinderfest mit Tauziehen, Sackhüpfen und fotografierenden Eltern im
Siegestaumel: es geht schwer zur Sache. Ein Mikrofon mit Gianna Nannini
Sandpapier-Stimme brüllt Startsignale und die letzten Ergebnisse.
Ob nun Piedro oder
Lucca vorne liegt, ist uns so was von egal, denn im Hintergrund rechts erkennen
wir unsere Oase: eine Trattoria. Der gebräunte „Chefe“ hat sich mit gegeltem graumeliertem
Haar im gefährlich gespannten Shirt davor aufgebaut und zeigt uns direkt zwei schattige
Plätze. Er hat deutlich gute Laune, macht er doch heute Abend wahrscheinlich
seinen Jahresumsatz. Wie wir schrittweise begreifen, ist die gesamte
momentan nicht befeierte Piazza schon mit seinen Tischen und Stühlen gepflastert und
gedeckt. Ich schätze auf 300 Plätze. Es gibt nur ein Menü und wir trauen
unseren Augen nicht: Pasta mit Gamberetti vorab, Schweinebraten und
Bratkartoffeln folgend, dann von Mamma fabrizierte Tiramisu; das Ganze incl. Wasser
und einer Flasche Wein für 18 Euro. Hier sind wir richtig.
Bevor die Bestellung
überhaupt aufgenommen wird, werden wir allerdings eingeweiht: bezahlt wird
vorab, bar. „Iste specielle Tage heut!“ Der Mann weiß Bescheid.
Quittungen, Belege
etc. werden an diesem „spezielle Tage“ nicht bemüht, die fünf Kellner haben schließlich
Besseres zu tun, denn jetzt sind die Siegerehrungen vorbei und das Volk strömt
zum Essen. Circenses waren, jetzt kommt das panem.
Befürchtungen, dass
ein Wein, der hier mehr oder weniger als Zugabe zum Essen gereicht wird, mangels
Zustimmung am besten in den Topf mit der Agave neben mir gegossen werden
sollte, zerstreuen sich beim ersten Schluck. Der schmeckt auch noch!
Das Fest hat
anscheinend irgendeinen religiösen Hintergrund, denn auf dem Platz wird nun an
einem Kran ein Fass mit brennendem Weihrauch in der Größe einer Abrissbirne hin
und her geschwenkt. Der Wind für uns steht Gott sei Dank günstig. Außerdem
trägt eine handverlesene Schar tapferer Senores bei heiliger Musik eine vier
Meter hohe Puppe, die aussieht wie Rübezahl im Abendkleid, über den Platz neben
eine dort aufgebaute Bühne. Von dort hat er den
weiteren Verlauf im heiligen Blickfeld.
Und das lohnt sich!
Wir haben gerade Tiramisu und Espresso geschafft, als eine Band die Bühne
besetzt, deren Jugenderlebnisse ich parallel zu den Charts mit Ballroom Blitz, Jeepster oder Smoke on the
Water einsortieren würde. Und die legen los, als gäb´s kein Morgen. Omas sitzen
in der ersten Reihe, Vierjährige tanzen als erste. Genesis, Joe Cocker, Yes,
all die best of, die man erwartet, kommen auch – man ist begeistert.
Da muss ich natürlich
auch mal „backstage“ und ein paar Bilder schießen. In der Zeit zählt der Padrone seine Kasse durch, den Grappa neben sich. Eine in allen Fragen
beseelte Rückfahrt schließt den Tag.
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