Für
wen in der Generationen-Rolle ist der neutrale Blick einfacher: vom Kind auf
die Eltern oder von Eltern aufs Kind?
Man
packe sich an die eigene Nase. Ein Kind wird – wie alt es auch wird – von Eltern
immer und immer weiter als Kind betrachtet. Klar, ich bin stolz, wenn´s wächst
und gedeiht, wenn es Erfolge hat, wenn es das Leben meistert. Aber es bleibt:
ein Kind.
Bilder im Kopf, in denen man es an der Hand zum Kindergarten brachte,
als es zusammen mit dem Hovawart und der Katze noch ins Hunde-Körbchen paßte, als das Fahrradfahren zum
ersten Mal alleine klappte oder der Stolz auf Schritte ins Leben…alles das
vernebelt den Blick sicher manchmal auf die aktuelle Situation, nämlich sich
selbst klarzumachen, dass da jemand lebt, der es jetzt schon komplett selbst
kann.
Neulich ertappte ich mich dabei, stolz zu sein, dass sie alleine einen
Sprinter gefahren ist, als sie mit 22 aus ihrer Studentenbude auszog. Ich hatte
irgendwie verdrängt, dass ich in dem Alter mit Ente bis zur Cote d´Azur geheizt
bin…Das eigene Leben beginnt (aller-) spätestens im oder nach dem Studium (und
wer von uns hätte sich da von Eltern
noch was sagen lassen wollen?) und wird weitergehen in Job, Karriere, Hochzeit,
Kinder. Vorausgesetzt, man erlebt das noch alles mit – mehr oder weniger nahe
dran – wird die Tochter immer eine Generation jünger und „klein“ bleiben.
Und andersrum:
Eltern sind immer alt. Sie sind schon alt, wenn man sie kennenlernt und waren für
mich niemals jung. Sie zogen sich schon immer alt an, konnten meinen jungen
Gedanken in ihrer eigenen Logik nie komplett folgen und wenn man sieht, dass
sie wirklich (also wirklich jetzt!) älter werden, sind sie schon sehr
alt. O.k., manche Eltern sind schon von Anfang an sehr, sehr alt. Meine weit
weniger, aber das System stimmt da auch.
Natürlich
ist das bei mir selbst ganz anders! Ich bin sooo ein junger Vater, war es schon
immer, konnte immer alles nachvollziehen und bin so ganz anders als das dem
Klischee entspricht. Und älter geworden (im Kopf, meine ich) bin ich in den
letzten 22 Jahren natürlich nicht. Körperlich, o.k.: Kleiner Bauchansatz, der
letzte Marathon liegt 13 Jahre zurück, letzten Monat beim Treppenlaufen gab’s
ne Wadenzerrung und der nächste Wagen wird kein Roadster mehr (weil man keinen
vernünftigen Kofferraum hat, sag ich dann allen). Und so jung werde ich immer
bleiben und mich wundern, warum meine Tochter das gar nicht mitkriegt. Wo sie
doch älter wird.
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