Ein Klassenfoto meiner Mutter,
Solingen 1932, fand sich in der Festplatte hinten links. Ein Dokument der Zeitgeschichte lässt uns
einen Moment innehalten und den Hauch von gewienertem Linoleum, Kreidestaub und
einer abgebrannten Blitzlicht-Birne inhalieren.
Der Lehrer mit ordentlicher
Kleidung plus Kittel drüber und dem Blick eines eher unbeteiligten Freizeit-Pädagogen, hat es
geschafft, ca. fünfzig sechsjährige Blagen für die 125stel Sekunde still zu
halten, die ein sich dumm und dusselich verdienender Schulfotograf braucht, um
ein Foto zu zaubern, welches von den Eltern eben dieser fünfzig Blagen zwei Wochen später für eine Reichsmark
und zwanzig im Papierrahmen freudestrahlend und ohne Mucken am Lehrerzimmer Schlange
stehend erworben wird.
Ein Berufsbild mit Zukunft,
bestätigte sich dasselbe Vorgehen bei Generationen nachfolgender Wander-Knipser
doch noch jährlich bis zuletzt in das
Jahr 2009 für mich als Vater einer dann abiturisierenden Tochter. Die
Reichsmark war der Inflation und sonstigen bekannten Einflüssen zum Opfer
gefallen, aber sonst stimmte alles. Ob sich die Goldgrube auch danach im Zuge
von geschätzten 30500 Selfies p.a. und Mini-Kompaktkameras für alle Schüler
weiter hält, dürfen jetzt andere bestätigen.
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