Freitag, 9. Mai 2014

Dreck am Becken



Burger-Buden und auch Schlemmer-Paläste haben den gleichen Feind wie ich zuhause in der Küche: den Dreck. Wie man ihn bekämpft, sei jedem selbst überlassen, nur nicht denen, die weltweit Millionen von Mahlzeiten am Tag  verkaufen.
Letzte Woche war es Wallraf, der alte Under-Cover Heckenschütze, der mich noch einmal bestätigte, bei Burger King und ähnlichen Franchise–Gebern nicht „essen“ zu gehen. Heute wanderte auch eine Starmetzgerei von Jamie Oliver mit angeschlossenem Nobel-Restaurant  durch die Times in London: geschlossen wegen Dreck!
Aus ganz weit früheren Zeiten weiß ich noch aus eigener Erfahrung, dass man als Bistrojaner morgens um eins oft einfach keinen Bock mehr hat, nach Abschließen der Kneipentür vorne alles wieder auf Hochglanz zu bringen, bis das Gewerbe-Aufsichtsamt ein AAA auf die Bakterienkulturen in der Dunstabzugshaube kleben würde. Und privat kann es in meinem Kühlschrank auch mal vorkommen, dass ein Joghurt mehrere Tage über MHD „hinauswächst“. Alles schon erlebt.
Was also tun? Ich kann mich jetzt, wie immer, zwischen zwei Extremen bewegen. Das eine würde dem Sprichwort entgegenkommen „Bei dem kannst du vom Fußboden essen – irgendwas findest du da immer“. Im Extremfall erlebte ich dies 1980 in einem Düsseldorfer *****-Hotel, in dem ich einige Monate Ausbildung in der Küche hatte. Irgendwann fiel mal ein offener Fünf-Kilo-Sack Salz um, und zwar auf die Holzroste, die rund um den Herd ausgelegt waren, damit die Köche nicht auf den Fettspritzern auf dem Boden ausrutschten. Er lag da und alle liefen drum rum. Am nächsten Tag auch. Dann immer noch. Der Haufen wurde durch das Draufrum-Trampeln zusehends kleiner und kleiner, bis irgendwann alles durch die Roste gebröselt war. Ende. Manche Dinge lösten sich von selbst (auf). Und kurz vor Weihnachten erkannte man an den adressierten Weinkartons vor dem Weinkeller, welche Ämter wieder einer besonderen Art der Zuneigung bedürften.
Oder man hat einen Fimmel mit Sauberkeit. Kein Dreck, keine abgelaufenen Lebensmittel, keine Bakterien, ein stets gut aufgelegter Mensch vom Amt als Besucher. Schwer durchzuhalten. Und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Rach, der  Tester aller Fresstempel, vor jedem Neuanlauf erst einmal einen Tag Saubermachen durchzog. Wenn man sich in seiner eigenen Küche zuhause umsieht, geht das relativ schnell mit dem Säubern. Wenn man es mit einer gewerblichen Küche vergleicht, wird es schon schwieriger: neben Herden, Spülmaschinen, Elektrogeräten aller Art, Bratpfannen, Aufschnittmaschinen, Teigrührern, Wasserbecken, Abzugshauben, 1000 Tellern, Töpfen, Bestecken, Saucieren,  Gläsern gibt es Kühlschränke,  Lagerräume für Dosen, Fleisch, Gemüse, Rohwaren etc. pp.  Das hält schon mal auf. Gut, da sind auch ein paar Leute mehr unterwegs als ich, aber trotzdem.
Ich behaupte mal, es gibt keine einzige Burger-, Bistro-, Restaurant-, Gyrosbuden- oder Kneipenküche, die 100% sauber ist. Aber speziell bei denen, die sich über Millionen Euro Budget p.a. mit Botschaften wie gesund, sauber, lecker, günstig oder ähnlichen Adjektiven in den Köpfen der Verbraucher festhaken, sollte es dann auch – alleine schon vom Budget – möglich sein, diesen Standard an Sauberkeit tatsächlich darzustellen. Wenn es schon nicht schmeckt und man nach zehn Minuten wieder Hunger hat, sollte man wenigstens nicht auch noch mehr Bakterien als nötig mit nach Hause nehmen müssen.
Und Jamie sollte es sich auch leisten können.

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