Ja, ich gebs
zu: es ist wieder soweit. Mich hat´s wieder gepackt und ich brauch mal wieder
ein richtiges Automobil um mich. Alle fünf bis zehn Jahre kommt so ein
Schub, der mich bis in die Fahrgastzelle eines Oldtimers treibt. Letztes Mal
war es ein wunderbar erhaltener 65er Käfer (Heinrich V., ich berichtete hier
mehrfach). Dieser wanderte nach drei Jahren Fahrerglück guten Gewissens in die
zarten Hände einer bayerischen Studentin, die extra zum Kauf mit ihrem Vater
aus dem Süden anreiste und ihn direkt und ohne Verhandlungen mitnahm.
Das ging
dann ein paar Jahre gut und auf einmal steht man wieder vor irgendwas Altem
mit Charakter und schön geformtem Blech. Aktuell geht’s um folgendes: Im Strich
Achter Diesel hatte ich ´74 erste eigene Fahrerlebnisse auf meines Vaters Schoß
über abgelegene Aachener Feldwege und prüfte die Stuttgarter Sicherheitszelle
direkt mal mit zarten Sechzehn am geparkten Wagen des Nachbarn, den ich
im Rückwärtsgang zielsicher rammte, weil ich heimlich aus unserer Garage setzen
durfte.
Heute bin
ich wieder auf der Suche. Es muss ein Schalter sein, 240 D mit 65 PS,
geriffelten Rückleuchten in Ahorn-Gelb (oder war es Sahara-Beige?). Ein
Lenkrad, was diesen Namen noch verdient und ein eben damit zu steuerndes Schiff
mit Stern auf dem Kühler.
Bedingt
durch die nicht gerade üppige Motorisierung verpassten böswillige Neider diesem
Modell (allerdings als 200 D) auch den Kosenamen „Wanderdüne“. Fest steht
allerdings für mich, dass es als Mercedes der letzte seiner Art mit einem
Gesicht war. Ab da ging es mit der äußeren Attraktivität bei nachfolgenden
Serien exponentiell abwärts.
Und
natürlich muss ein Becker-Mexiko da rein; bei dem stritt ich mich mit meinem
Erzeuger immer, ob Stationstaste 1 (DLF) oder 3 (AFN) laufen sollte. Kassette
muss nicht sein: ich hätte nichts mehr zum Füttern.
Den letzten dieser Art
hatte ich dann mal als Student. Die Kupplung maulte stets, neue Reifen –
geschweige denn mit Winterprofil – konnte ich mir nicht leisten, daher lagen
immer ein paar schwere Sandsäcke im ewig großen Kofferraum, damit bei Schnee wenigstens
ein Minimum Traktion an der Hinterachse auftauchte. Als ich ihn dann an
einem bewusst schneefreien Tag verkaufte, war ich glücklich; auch als
ich erfuhr, dass mein Nachfolger den Wagen ein paar Wochen später sanft und
unverletzt in einer Schneewehe zur ewigen Ruhe gebettet hatte.
Also klinkt
man sich wieder mal in die entsprechenden Foren ein, sucht Kaufberatungen,
Schätzwerte, alte Vergleichstests und besucht an den Wochenenden die
umliegenden Oldtimer-Treffs. Die monatlich neu erscheinende Bibel aller Enthusiasten
gibt es um den 26. am Kiosk und ich hoffe auf Zeilen über den eigenen
Favoriten.
Ich bekomme wieder diesen automobilen Tunnelblick: überall auf der Straße
tauchen auf einmal Strich Achter auf. Herrlich!
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