Dienstag, 8. Juli 2014

Das Fieber steigt…



Ja, ich gebs zu: es ist wieder soweit. Mich hat´s wieder gepackt und ich brauch mal wieder ein richtiges Automobil um mich. Alle fünf bis zehn Jahre kommt so ein Schub, der mich bis in die Fahrgastzelle eines Oldtimers treibt. Letztes Mal war es ein wunderbar erhaltener 65er Käfer (Heinrich V., ich berichtete hier mehrfach). Dieser wanderte nach drei Jahren Fahrerglück guten Gewissens in die zarten Hände einer bayerischen Studentin, die extra zum Kauf mit ihrem Vater aus dem Süden anreiste und ihn direkt und ohne Verhandlungen mitnahm.

Das ging dann ein paar Jahre gut und auf einmal steht man wieder vor irgendwas Altem mit Charakter und schön geformtem Blech. Aktuell geht’s um folgendes: Im Strich Achter Diesel hatte ich ´74 erste eigene Fahrerlebnisse auf meines Vaters Schoß über abgelegene Aachener Feldwege und prüfte die Stuttgarter Sicherheitszelle direkt mal mit zarten Sechzehn am geparkten Wagen des Nachbarn, den ich im Rückwärtsgang zielsicher rammte, weil ich heimlich aus unserer Garage setzen durfte.
Heute bin ich wieder auf der Suche. Es muss ein Schalter sein, 240 D mit 65 PS, geriffelten Rückleuchten in Ahorn-Gelb (oder war es Sahara-Beige?). Ein Lenkrad, was diesen Namen noch verdient und ein eben damit zu steuerndes Schiff mit Stern auf dem Kühler.

Bedingt durch die nicht gerade üppige Motorisierung verpassten böswillige Neider diesem Modell (allerdings als 200 D) auch den Kosenamen „Wanderdüne“. Fest steht allerdings für mich, dass es als Mercedes der letzte seiner Art mit einem Gesicht war. Ab da ging es mit der äußeren Attraktivität bei nachfolgenden Serien exponentiell abwärts.
Und natürlich muss ein Becker-Mexiko da rein; bei dem stritt ich mich mit meinem Erzeuger immer, ob Stationstaste 1 (DLF) oder 3 (AFN) laufen sollte. Kassette muss nicht sein: ich hätte nichts mehr zum Füttern. 
Den letzten dieser Art hatte ich dann mal als Student. Die Kupplung maulte stets, neue Reifen – geschweige denn mit Winterprofil – konnte ich mir nicht leisten, daher lagen immer ein paar schwere Sandsäcke im ewig großen Kofferraum, damit bei Schnee wenigstens ein Minimum Traktion an der Hinterachse auftauchte. Als ich ihn dann an einem bewusst schneefreien Tag verkaufte, war ich glücklich; auch als ich erfuhr, dass mein Nachfolger den Wagen ein paar Wochen später sanft und unverletzt in einer Schneewehe zur ewigen Ruhe gebettet hatte.

Also klinkt man sich wieder mal in die entsprechenden Foren ein, sucht Kaufberatungen, Schätzwerte, alte Vergleichstests und besucht an den Wochenenden die umliegenden Oldtimer-Treffs. Die monatlich neu erscheinende Bibel aller Enthusiasten gibt es um den 26. am Kiosk und ich hoffe auf Zeilen über den eigenen Favoriten. 
Ich bekomme wieder diesen automobilen Tunnelblick: überall auf der Straße tauchen auf einmal Strich Achter auf. Herrlich!

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