Ja, da
staunt ihr? So ging es mir auch. Als Mittfünfziger, der meint, die
(vor-)letzten Trends in Sachen Kommunikations-Technologie nun halbwegs
begriffen und in die Alltäglichkeit eingepflanzt zu haben, staunte ich gestern
nicht schlecht, als nach gefühlten hundert Jahren mal wieder eine echte
Postkarte im Kasten lag (außer der von meiner Tochter im Mai aus Afrika: von da
w i l l man auch ´ne Karte, wegen der schönen Bilder). Ich dachte schon, dieser
ehemals goldene Einkommens-Zweig der Touristik-Industrie läge in den letzten Zügen (Achtung, hier kam ein Bonmot!).
Aber
aus dem „Weltbad Bad Nauheim“: Ho ho ho…das hat man nicht oft! Nun war der Text
auf der Rückseite nicht weiter bedeutungsvoll und man wäre auch überrascht,
wenn sich dort auf einmal die große Lyrik abspielt. Auch die Briefmarke - eine
echte mit Schloss Glücksburg drauf - zog mein Interesse nicht weiter an. Das Thema
habe ich abgehakt, seit ich einem Stabs-Unteroffizier beim Bund meine sehr bruckstückhafte Sammlung
für nen Hunni aus chronischem Geldmangel verkauft habe.
Vielmehr
finde ich den Titel toll. Weltbad! Was, bitte, ist ein Weltbad? Wir fragen
Wikipedia und bekommen: nichts! Aber den Hinweis auf einen Stummfilm von 1926
mit dem bezeichnenden Titel „Die Königin des Weltbads“. Dummerweise und für Bad
Nauheim nun gar nicht entlastend spielt der Film in Baden Baden. Darf sich also
Baden Baden Weltbad nennen, nur weil die Leute in Baden Baden baden?
Womit
sich erstens die Frage stellt, ob es mehrere Weltbäder gibt, weil die eben alle
auf derselben Welt sind, und wieso sie so heißen (dürfen). Oder sind es solche,
weil die Welt zu Gast kommt? Putin in Bad Nauheim? Mit nacktem Oberkörper als
Kurschatten-Jäger? Wenn es also einfach so erlaubt ist, könnte ich mein
Badezimmer ja auch mal für eine Saison so nennen und mein noch drohendes Rentenproblem
innerhalb von wenigen Wochen als solches dank Kurtaxe, Eintritt,
Badekappen-Verleih oder Rollator-Parkplätzen gegen Gebühr eliminieren.
Ich
stelle eine Palme auf, ziehe einen weißen Kittel über, verteile Mineralwasser
aus der Erkrather Quelle im Neandertal und gebe Kurkonzerte. Gut, vielleicht
besser Lese-Abende…
Und am
Ausgang verkaufe ich Postkarten. Und Briefmarken mit Schloss Glücksburg drauf.
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